§ 25 HGB: Die Haftung des Erwerbers beim Übergang eines Handelsgeschäfts
Die Vorschrift des § 25 HGB ist von erheblicher praktischer Bedeutung für den Unternehmenskauf und die Unternehmensnachfolge.
Sie dient dem Schutz der Gläubiger eines Handelsgeschäfts, indem sie sicherstellt, dass diese ihre Ansprüche auch nach der Veräußerung des Geschäfts gegen den Erwerber geltend machen können.
Gleichzeitig schafft sie einen Ausgleich mit den Interessen des Erwerbers, der nicht unbegrenzt für Altlasten haften soll, die er nicht verursacht hat.
Absatz 1: Die Grundregel der Haftung
Absatz 1 des § 25 HGB statuiert die grundlegende Haftung des Erwerbers.
Er besagt, dass wer ein Handelsgeschäft unter der bisherigen Firma erwirbt, für alle im Betrieb des Geschäfts begründeten Verbindlichkeiten des bisherigen Inhabers haftet.
Diese Haftung erstreckt sich sowohl auf die vor als auch auf die nach der Übernahme entstandenen Verbindlichkeiten.
Voraussetzungen der Haftung nach § 25 Abs. 1 HGB:
Rechtsfolgen der Haftung nach § 25 Abs. 1 HGB:
Bei Vorliegen der genannten Voraussetzungen haftet der Erwerber unmittelbar und unbeschränkt für die Verbindlichkeiten des Veräußerers.
Dies bedeutet, dass die Gläubiger ihre Forderungen sowohl gegen den Veräußerer als auch gegen den Erwerber geltend machen können.
Die Haftung des Erwerbers ist eine gesetzliche Schuldübernahme, die ohne Zustimmung der Gläubiger erfolgt.
Veräußerer und Erwerber haften als Gesamtschuldner (§ 421 BGB), sodass der Gläubiger jeden von ihnen auf die volle Leistung in Anspruch nehmen kann.
Absatz 2: Die Möglichkeit des Haftungsausschlusses
Absatz 2 des § 25 HGB sieht eine wichtige Ausnahme von der in Absatz 1 statuierten Haftung vor.
Danach kann die Haftung des Erwerbers ausgeschlossen werden, wenn dieser Ausschluss im Handelsregister eingetragen und bekannt gemacht
oder dem Gläubiger vom Veräußerer oder Erwerber mitgeteilt worden ist.
Voraussetzungen für den Haftungsausschluss nach § 25 Abs. 2 HGB:
Wirkung des Haftungsausschlusses:
Bei ordnungsgemäßem Ausschluss der Haftung nach § 25 Abs. 2 HGB haftet der Erwerber nicht für die vor dem Übergang des Geschäfts begründeten Verbindlichkeiten des Veräußerers.
Die Haftung für nach dem Übergang entstandene Verbindlichkeiten bleibt hiervon unberührt, sofern diese im Betrieb des fortgeführten Geschäfts begründet wurden.
Absatz 3: Sonderregelung für den Erwerb unter neuer Firma
Absatz 3 des § 25 HGB enthält eine Sonderregelung für den Fall, dass das Handelsgeschäft unter einer neuen Firma fortgeführt wird.
In diesem Fall haftet der Erwerber für die im Betrieb des Geschäfts begründeten Verbindlichkeiten des bisherigen Inhabers nur dann,
wenn er dies ausdrücklich mit dem bisherigen Inhaber vereinbart und dies bekannt gemacht hat.
Diese Regelung trägt dem Umstand Rechnung, dass bei einer Fortführung unter neuer Firma für die Geschäftspartner nicht ohne Weiteres erkennbar ist, dass es sich um die Fortsetzung des bisherigen Geschäftsbetriebs handelt.
Daher bedarf es einer ausdrücklichen Vereinbarung und Bekanntmachung, um eine Haftung des Erwerbers für Altverbindlichkeiten zu begründen.
Zweck und Bedeutung des § 25 HGB:
Der § 25 HGB dient primär dem Schutz der Gläubiger eines Handelsgeschäfts.
Durch die automatische Haftungsübernahme bei Fortführung der bisherigen Firma wird verhindert, dass die Gläubiger durch die Veräußerung des Geschäfts ihre Ansprüche verlieren oder erschwert durchsetzen können.
Gleichzeitig trägt die Möglichkeit des Haftungsausschlusses den Interessen des Erwerbers Rechnung, der nicht für unbekannte Altlasten haften soll.
Die Regelung fördert somit die Rechtssicherheit und das Vertrauen im Geschäftsverkehr.
Fazit:
§ 25 HGB ist eine komplexe, aber essenzielle Vorschrift des Handelsrechts.
Sie regelt die Haftung des Erwerbers eines Handelsgeschäfts für die Altverbindlichkeiten des Veräußerers und schafft einen Ausgleich zwischen dem Schutz der Gläubiger und den Interessen des Erwerbers.
Die Fortführung der bisherigen Firma ist dabei ein zentrales Kriterium für die automatische Haftungsübernahme,
die jedoch durch Eintragung im Handelsregister, Bekanntmachung oder Mitteilung an die Gläubiger ausgeschlossen werden kann.
Beim Erwerb unter neuer Firma bedarf es einer ausdrücklichen Vereinbarung und Bekanntmachung, um eine Haftung für Altverbindlichkeiten zu begründen.
Die Norm trägt maßgeblich zur Stabilität und Verlässlichkeit des Handelsverkehrs bei.