Auslegung Testament mit Zweckauflage für Fiskus

September 13, 2017

Auslegung Testament mit Zweckauflage für Fiskus

OLG Düsseldorf 3 Wx 80/13

RA und Notar Krau

Sachverhalt:

Die Erblasserin hatte in ihrem Testament zunächst ihre Mutter und dann ihren Vater als Erben eingesetzt.

Für den Fall, dass keiner von beiden sie überleben sollte, verfügte sie, dass ihr Vermögen einem wohltätigen Zweck zugeführt werden soll.

Sie schloss außerdem die gesamte Verwandtschaft von der Erbfolge aus.

Nach dem Tod der Erblasserin (Mutter und Vater waren bereits vorverstorben) beantragte eine Tierschutzorganisation einen Erbschein.

Das Nachlassgericht stellte fest, dass die Voraussetzungen für die Erteilung eines Erbscheins an die Tierschutzorganisation vorliegen.

Der Fiskus legte Beschwerde ein.

Auslegung Testament mit Zweckauflage für Fiskus

Zentrale Streitpunkte:

  • Auslegung des Testaments: Liegt eine Erbeinsetzung zugunsten der Tierschutzorganisation vor oder handelt es sich um eine Zweckauflage für den Fiskus?
  • Wirksamkeit der Erbeinsetzung: Wäre eine Erbeinsetzung zugunsten der Tierschutzorganisation wirksam?

Entscheidung des Gerichts:

Das Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG Düsseldorf) änderte die angefochtene Entscheidung des Nachlassgerichts und wies den Erbscheinsantrag der Tierschutzorganisation zurück.

Begründung:

  1. Auslegung des Testaments:

Das OLG Düsseldorf entschied, dass das Testament keine Erbeinsetzung zugunsten der Tierschutzorganisation enthält, sondern eine Zweckauflage für den Fiskus.

Die Erblasserin habe ihren Nachlass nicht der Tierschutzorganisation überantworten wollen, sondern lediglich dessen Verwendung zu einem wohltätigen Zweck bestimmen wollen.

Auslegung Testament mit Zweckauflage für Fiskus

  1. Wirksamkeit der Erbeinsetzung:

Das OLG Düsseldorf führte weiter aus, dass eine Erbeinsetzung zugunsten der Tierschutzorganisation ohnehin unwirksam wäre.

Aus dem Testament lasse sich nicht mit ausreichender Deutlichkeit entnehmen, welche Organisation als Erbin eingesetzt werden sollte.

Zweckauflage:

Das OLG Düsseldorf stellte fest, dass der Fiskus Erbe geworden ist, da die Erblasserin ihre Verwandtschaft von der Erbfolge ausgeschlossen hatte und keine wirksame Erbeinsetzung vorlag.

Der Fiskus sei jedoch mit einer Zweckauflage beschwert, das Vermögen der Erblasserin einem wohltätigen Zweck zuzuführen.

Fazit:

Das OLG Düsseldorf hat entschieden, dass das Testament der Erblasserin keine Erbeinsetzung zugunsten der Tierschutzorganisation enthält, sondern eine Zweckauflage für den Fiskus.

Der Fall verdeutlicht die Bedeutung der Auslegung von Testamenten, insbesondere wenn diese nicht eindeutig formuliert sind.

Zusätzliche Anmerkungen:

  • Die Entscheidung des OLG Düsseldorf zeigt, dass der Ausschluss der Verwandtschaft von der Erbfolge ein wichtiges Indiz für die Annahme einer Zweckauflage sein kann.
  • Die Auslegung von Testamenten hat stets den wahren Willen des Erblassers zu ermitteln.
  • Eine Zweckauflage kann auch den Fiskus als Erben treffen.

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

Benötigen Sie eine Beratung oder haben Sie Fragen?

Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail, damit wir die grundsätzlichen Fragen klären können.

Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

Benötigen Sie eine Beratung oder haben Sie Fragen?

Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail, damit wir die grundsätzlichen Fragen klären können.

Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.

Letzte Beiträge

Der gepfändete Erbteil und die vom Erben betriebene Teilungsversteigerung

Der gepfändete Erbteil und die vom Erben betriebene Teilungsversteigerung

April 28, 2025
Der gepfändete Erbteil und die vom Erben betriebene TeilungsversteigerungBeschluss des Bundesgerichtshofs (BGH), V. Zivilsenat, vom 20. März 2…
Streit um altes Patriziervermögen - Familiensammlung bleibt ungeteilt

Streit um altes Patriziervermögen – Familiensammlung bleibt ungeteilt

April 26, 2025
Streit um altes Patriziervermögen – Familiensammlung bleibt ungeteiltRA und Notar KrauDas Oberlandesgericht Nürnberg hat am 28. Februar 2…
Mann muss Bestattung seines ihm unbekannten Halbbruders bezahlen

Mann muss Bestattung seines ihm unbekannten Halbbruders bezahlen

April 25, 2025
Mann muss Bestattung seines ihm unbekannten Halbbruders bezahlenVerwaltungsgericht Mainz, AZ: 3 K 425/22RA und Notar KrauEin Mann in H…