Betriebsratswahl – Anfechtung – Briefwahl
BAG 7 ABR 23/23
RA und Notar Krau
Der Fall: Eine Betriebsratswahl und die Tücken der Briefwahl
Dieser Fall dreht sich um die Anfechtung einer Betriebsratswahl in einem großen deutschen Lebensmittel-Discounter, der bundesweit Filialen betreibt. Genauer gesagt ging es um die Wahl des Betriebsrats im „BR-Bezirk 4“, der die Region „NordWest“ und die Niederlassungen H und B umfasst. Dieser Bezirk besteht aus 467 Filialen mit insgesamt 7.703 wahlberechtigten Mitarbeitern.
Der Knackpunkt: Die reine Briefwahl
Die Besonderheit dieser Betriebsratswahl vom 6. Mai 2022 war, dass sie ausschließlich als sogenannte „reine Briefwahl“ durchgeführt wurde. Das bedeutet, alle Wahlberechtigten erhielten ihre Wahlunterlagen unaufgefordert per Post und gaben ihre Stimme schriftlich ab, ohne die Möglichkeit, direkt in einem Wahllokal abzustimmen.
Acht Kandidaten, die auf einer der Vorschlagslisten standen (Liste 1), sahen das als Problem an und reichten einen Antrag beim Arbeitsgericht ein, um die gesamte Wahl für unwirksam zu erklären. Ihr Hauptargument: Eine reine Briefwahl sei nur unter bestimmten, eng gefassten Ausnahmen zulässig, die hier nicht vorgelegen hätten. Zudem gab es Vorwürfe, dass Vorgesetzte versucht hätten, Briefwahlstimmen einzusammeln, was die Wahl behindert hätte. Auch die Zusammenlegung der vielen Filialen zu einem Wahlbezirk durch einen Tarifvertrag wurde in Frage gestellt.
Die Entscheidungen der unteren Gerichte
Sowohl das Arbeitsgericht als auch das Landesarbeitsgericht Hamm wiesen den Antrag der Kandidaten zurück. Sie waren der Meinung, dass die Anordnung der generellen Briefwahl angesichts der großen räumlichen Entfernung der über 400 Filialen im Bezirk 4 und des Fehlens eines „Hauptbetriebs“ gerechtfertigt sei. Sie argumentierten, es wäre praktisch unmöglich gewesen, alle Beschäftigten durch die Aufstellung von Wahlurnen in den Filialen zu erreichen, da es zu viele Teilzeitkräfte gebe und die Anwesenheit von Wahlvorstandsmitgliedern an den Urnen notwendig sei.
Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG)
Die Antragsteller legten daraufhin Rechtsbeschwerde beim Bundesarbeitsgericht (7. Senat) ein, und dieses hob die Entscheidungen der Vorinstanzen auf. Der Fall muss nun zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landesarbeitsgericht zurückverwiesen werden.
Das BAG stellte fest, dass bei der Wahl eine wesentliche Vorschrift des Wahlverfahrens verletzt wurde, weil die Wahl als reine Briefwahl durchgeführt wurde:
Was nun? Die Rückverweisung an das Landesarbeitsgericht
Obwohl das BAG einen klaren Verstoß feststellte, konnte es den Fall nicht abschließend entscheiden. Es muss noch geprüft werden, ob die Anfechtung der Wahl fristgerecht und in der richtigen Form eingereicht wurde. Die Antragsteller hatten ihre Beschwerde elektronisch eingereicht. Es muss nun geklärt werden, ob dieses elektronische Dokument die erforderliche „qualifizierte elektronische Signatur“ des Rechtsanwalts aufwies, da dies für die Wirksamkeit der Einreichung entscheidend ist und eine einfache Signatur nicht ausreicht. Wenn die elektronische Einreichung nicht korrekt erfolgte, könnte die Frist für die Wahlanfechtung verpasst worden sein, was zur Abweisung des Antrags führen würde, unabhängig von den festgestellten Wahlfehlern.
Das Landesarbeitsgericht muss also nun diese formellen Fragen klären und gegebenenfalls eine technische Prüfung der elektronischen Signatur vornehmen, bevor es endgültig über die Wirksamkeit der Betriebsratswahl entscheidet.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.