Beweiswürdigung Verwertung Zeugenaussagen
OLG München 33 Wx 251/24
Der Beschluss des Oberlandesgerichts München vom 18.12.2024 befasst sich mit der Frage, inwieweit ein Richterwechsel im Nachlassverfahren die Verwertung von Zeugenaussagen im Wege des
Urkundenbeweises zulässt und welche Anforderungen an die Protokollierung der Aussagen zu stellen sind, um dem Grundsatz der Beweisunmittelbarkeit gerecht zu werden.
Sachverhalt:
Im vorliegenden Fall ging es um die Erbschaft eines kinderlos und unverheiratet verstorbenen Mannes.
Streitig war, ob ein Testament existiert, in dem der Erblasser seine beiden Brüder zu Alleinerben eingesetzt hat.
Das Nachlassgericht hatte zunächst mehrere Zeugen zum Nachweis des Testaments vernommen.
Nach einem Richterwechsel hat das Nachlassgericht den Antrag auf Erteilung eines Erbscheins zurückgewiesen, da es die Existenz des Testaments nicht für erwiesen hielt.
Hiergegen richtete sich die Beschwerde eines Bruders.
Entscheidung des OLG München:
Das OLG München hat die Beschwerde des Bruders für begründet erachtet und den Beschluss des Nachlassgerichts aufgehoben.
Das OLG stellte fest, dass das Nachlassgericht den Grundsatz der Beweisunmittelbarkeit verletzt hat.
Zwar sei ein Richterwechsel nach Durchführung der Beweisaufnahme grundsätzlich unschädlich, wenn der neue Richter das Beweisergebnis im Wege des Urkundenbeweises verwertet.
Voraussetzung hierfür sei jedoch, dass der persönliche Eindruck des vernehmenden Richters von der Beweisperson aktenkundig ist und die Beteiligten Gelegenheit hatten, dazu Stellung zu nehmen.
Diesen Anforderungen wurde die Entscheidung des Nachlassgerichts nicht gerecht.
Aus der Protokollierung der Zeugenaussagen ergaben sich keine Feststellungen zur Glaubwürdigkeit der Zeugen.
Der neuen Richterin war es daher nicht möglich, sich ohne eine Wiederholung der Beweisaufnahme eine eigene Überzeugung hinsichtlich des Beweiswerts der Aussagen zu bilden.
Das OLG betonte, dass die bloßen Widersprüche in den Aussagen der Beteiligten und Zeugen keine Wiederholung der Beweisaufnahme obsolet machen.
Auch die Tatsache, dass die Beteiligten keine genauen Angaben zum Zeitpunkt der Testamentserrichtung machen konnten, rechtfertige kein Absehen von einer erneuten Beweisaufnahme.
Das Nachlassgericht hätte im Rahmen seiner Amtsermittlungspflicht den genauen Zeitpunkt des Krankenhausaufenthalts ermitteln müssen, bei dem das Testament verfasst worden sein soll.
Fazit:
Der Beschluss des OLG München verdeutlicht die Bedeutung des Grundsatzes der Beweisunmittelbarkeit im Nachlassverfahren.
Ein Richterwechsel ist zwar grundsätzlich zulässig, erfordert aber eine sorgfältige Protokollierung der Zeugenaussagen,
die dem neuen Richter ermöglicht, sich ein eigenes Bild von der Glaubwürdigkeit der Zeugen zu machen.
Andernfalls ist eine Wiederholung der Beweisaufnahme erforderlich.
Zusammenfassend lässt sich festhalten:
Dieser Beschluss ist insbesondere für die Praxis im Nachlassverfahren von Bedeutung, da er die Anforderungen an die Protokollierung von Zeugenaussagen präzisiert
und die Grenzen der Verwertung von Zeugenaussagen im Wege des Urkundenbeweises nach einem Richterwechsel aufzeigt.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.