Der Inhalt und die Auslegung der Ausschlagungserklärung

Juni 6, 2025

Der Inhalt und die Auslegung der Ausschlagungserklärung

Nahestehende Menschen zu verlieren, ist schmerzhaft. Neben der Trauer müssen Sie sich in dieser ohnehin schon schwierigen Zeit oft auch mit komplexen rechtlichen Fragen auseinandersetzen, insbesondere wenn es um das Erbe geht. Als Notar und Rechtsanwalt stehe ich Ihnen hier zur Seite. Heute möchte ich Ihnen ein wichtiges Thema näherbringen: die Erbausschlagung.


Was bedeutet Erbausschlagung eigentlich?

Stellen Sie sich vor, Sie erben. Das klingt zunächst gut, aber manchmal kann ein Erbe auch eine Last sein – zum Beispiel, wenn der Nachlass überschuldet ist. In solchen Fällen haben Sie die Möglichkeit, das Erbe auszuschlagen. Das bedeutet, Sie lehnen das Erbe ab und sind dann weder für Schulden verantwortlich, noch erhalten Sie Vermögenswerte.


Wenn Worte nicht alles sagen: Der wahre Wille zählt

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Sie bei der Erbausschlagung bestimmte Formulierungen verwenden müssen. Viele denken, es müsste zwingend das Wort „ausschlagen“ oder „Ausschlagung“ vorkommen. Doch das stimmt nicht! Im deutschen Recht kommt es auf den wahren Willen an, den Sie ausdrücken möchten.

Es geht darum, ob unzweifelhaft erkennbar ist, dass Sie das Erbe nicht annehmen wollen. Ihr Wille muss klar und deutlich aus Ihrer Erklärung hervorgehen. Ob Sie dabei spezifische Wörter verwenden oder nicht, ist zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass Ihr Wunsch, das Erbe nicht zu behalten, unmissverständlich ist.


Wie Gerichte Ihre Erklärung verstehen: Der Blick von außen

Ihre Erklärung zur Erbausschlagung ist eine sogenannte „empfangsbedürftige Erklärung“. Das bedeutet, sie muss bei der richtigen Stelle – meist dem Nachlassgericht – ankommen und dort verstanden werden. Das Gericht betrachtet Ihre Erklärung dabei objektiv, also so, wie eine unbeteiligte Person sie verstehen würde.

Dabei werden nicht nur die Worte, die Sie wählen, berücksichtigt. Das Gericht kann auch den gesamten Inhalt der Nachlassakte einsehen. Das ist eine Art Sammelordner, in dem alle wichtigen Unterlagen zum Erbfall zusammengetragen sind.

Selbst wenn Sie zum Zeitpunkt Ihrer Erklärung nicht wussten, dass Sie überhaupt erben würden oder warum genau, kann Ihre Aussage trotzdem als Ausschlagung gewertet werden. Es ist also nicht notwendig, dass Sie über jedes Detail des Erbfalls Bescheid wissen, um eine wirksame Ausschlagungserklärung abzugeben.

Der Inhalt und die Auslegung der Ausschlagungserklärung


Die Rolle des Nachlassgerichts: Ihr Schutz vor Missverständnissen

Das Nachlassgericht ist dafür zuständig, Ihren Willen genau zu erforschen. Das bedeutet, wenn Sie eine Erklärung abgeben, die möglicherweise als Ausschlagung verstanden werden könnte, aber nicht ganz eindeutig ist, wird der zuständige Rechtspfleger nachfragen. Er hat die Pflicht, sich zu vergewissern, was genau Sie beabsichtigen. So wird sichergestellt, dass Ihr tatsächlicher Wille korrekt erfasst wird.


Wann liegt keine Ausschlagung vor? Beispiele aus der Praxis

Manche Handlungen oder Äußerungen können missverstanden werden. Hier sind einige Beispiele, wann Gerichte in der Regel keine Erbausschlagung annehmen:

  • Sie nehmen ein Erbe an, weil ein späteres Testament auftaucht, obwohl Sie dachten, das frühere sei ungültig.
  • Sie erkennen das Erbrecht einer anderen Person an, selbst wenn Sie selbst erben könnten. Das bedeutet nur, dass Sie die Position des anderen respektieren, nicht dass Sie auf Ihre eigene verzichten.
  • Sie verzichten auf die Herausgabe des gesamten Nachlasses oder einzelner Gegenstände. Dies bedeutet lediglich, dass Sie bestimmte Dinge nicht beanspruchen, nicht aber, dass Sie das Erbe insgesamt ablehnen.
  • Sie verzichten auf Ihren Erbteil zugunsten eines anderen. Auch hier geben Sie nur Ihren Anteil weiter, lehnen aber nicht das gesamte Erbe ab.
  • Sie lehnen ein Vermächtnis ab. Ein Vermächtnis ist ein einzelner Gegenstand oder Geldbetrag, der Ihnen aus dem Erbe zusteht, aber nicht die gesamte Erbschaft.

Wann liegt eine Ausschlagung vor? Klare Signale

Es gibt aber auch klare Signale, die vom Gericht als Erbausschlagung verstanden werden:

  • Sie erklären die Anfechtung eines noch nicht angenommenen Erbes.
  • Sie sagen ausdrücklich: „Ich nehme die Erbschaft nicht an.“
  • Sie fechten ein Testament an, um Ihr Pflichtteilsrecht geltend zu machen. Das ist oft ein Zeichen dafür, dass Sie das Erbe nicht wollen, sondern nur den Pflichtteil beanspruchen.
  • Sie erklären sich wegen aller Erbansprüche für „befriedigt“ (also als ob Sie bereits alles bekommen hätten, was Ihnen zusteht).
  • Sie lehnen jegliche Haftung für Kosten oder Ausgaben des Verstorbenen ab, selbst in einer fremden Sprache wie Englisch („I refute any liability to any costs or expenses incurred by Y.“).

Mein Tipp für Sie

Die Welt des Erbrechts kann komplex sein. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie ein Erbe annehmen oder ausschlagen sollen, oder wie Sie Ihre Absicht klar formulieren, zögern Sie nicht, sich professionelle Unterstützung zu holen. Ich, Notar und Rechtsanwalt Krau, stehe Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite, um sicherzustellen, dass Ihr Wille rechtlich einwandfrei umgesetzt wird.

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