Die Annahme der Erbschaft
Als Rechtsanwalt und Notar Krau ist es mir ein besonderes Anliegen, Ihnen komplexe juristische Sachverhalte verständlich zu erklären. Heute widmen wir uns einem wichtigen Thema aus dem Erbrecht: der Annahme einer Erbschaft.
Wenn Sie eine Erbschaft antreten, gibt es verschiedene Wege, wie Sie diese annehmen können. Man unterscheidet hier grundsätzlich drei Möglichkeiten:
Die einfachste und deutlichste Art, eine Erbschaft anzunehmen, ist die ausdrückliche Erklärung. Das bedeutet, Sie sagen oder schreiben klar und unmissverständlich, dass Sie die Erbschaft annehmen möchten. Dafür gibt es keine vorgeschriebene Form. Sie müssen also nicht zum Notar gehen oder ein spezielles Formular ausfüllen. Ein einfacher Brief oder sogar eine mündliche Erklärung kann ausreichen.
Neben der ausdrücklichen Erklärung gibt es auch die stillschweigende Annahme, auch bekannt als „konkludentes Handeln“. Hierbei nehmen Sie die Erbschaft durch Ihr Verhalten an. Stellen Sie sich vor, Sie räumen die Wohnung des Verstorbenen aus, verkaufen Gegenstände aus dem Nachlass oder ziehen auf dessen Konto Geldbeträge ab. Solche Handlungen zeigen, dass Sie die Erbschaft „wie ein Erbe“ behandeln und damit stillschweigend annehmen.
Oft wissen viele nicht, dass eine Erbschaft auch automatisch als angenommen gilt, wenn Sie nichts tun. Nach dem Gesetz haben Sie eine bestimmte Frist – in der Regel sechs Wochen, in manchen Fällen auch länger –, um eine Erbschaft auszuschlagen. Wenn Sie innerhalb dieser Frist nicht ausdrücklich erklären, dass Sie die Erbschaft nicht annehmen wollen (also ausschlagen), dann gilt sie automatisch als angenommen. Ihr Schweigen wird hier als Zustimmung gewertet.
Manchmal bereut man eine Entscheidung oder stellt fest, dass die Erbschaft doch nicht so vorteilhaft ist, wie anfangs gedacht. Aber keine Sorge: Auch wenn Sie die Erbschaft bereits angenommen haben – sei es ausdrücklich, stillschweigend oder durch Fristablauf – gibt es unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, diese Annahme wieder anzufechten.
Das Anfechten der Annahme ist gewissermaßen wie ein „Rückzieher“. Wenn Sie beispielsweise über wichtige Dinge getäuscht wurden (z.B. über hohe Schulden im Nachlass) oder sich in einem wesentlichen Punkt geirrt haben, können Sie versuchen, die Annahme rückgängig zu machen. Das Gesetz behandelt die durch Fristablauf angenommene Erbschaft in dieser Hinsicht genauso wie eine ausdrückliche oder stillschweigende Annahme. Die Anfechtung muss allerdings innerhalb einer bestimmten Frist erfolgen und die Gründe dafür müssen gesetzlich anerkannt sein.
Die Annahme einer Erbschaft ist frühestens mit dem Tod des Erblassers möglich. Vorher gibt es schlichtweg keine Erbschaft, die Sie annehmen könnten. Haben Sie die Erbschaft einmal wirksam ausgeschlagen, können Sie sie in der Regel nicht mehr annehmen. Allerdings kann eine spätere Annahmeerklärung unter Umständen als Anfechtung der Ausschlagung verstanden werden, wenn bestimmte Voraussetzungen dafür vorliegen.
Ein wichtiger Punkt, den Sie sich merken sollten: Egal ob Sie eine Erbschaft ausdrücklich oder stillschweigend annehmen – es gibt keine vorgeschriebene Form dafür. Sie müssen Ihre Annahmeerklärung auch nicht gegenüber einer bestimmten Person oder einer Behörde, wie dem Nachlassgericht, abgeben. Die Annahme wird wirksam, sobald Sie Ihren Annahmewillen kundtun oder durch Ihr Verhalten zeigen.
Manchmal kann es sinnvoll sein, Ihre Annahme von einem „Zugang“ bei einer bestimmten Person abhängig zu machen. Das bedeutet, Sie können festlegen, dass Ihre Annahmeerklärung erst dann wirksam wird, wenn sie eine bestimmte Person erreicht. In diesem Fall haben Sie sogar die Möglichkeit, Ihre Annahme zu widerrufen, solange sie die betreffende Person noch nicht erreicht hat.
Ich hoffe, diese Erläuterungen helfen Ihnen dabei, die oft komplexen Regelungen rund um die Erbschaftsannahme besser zu verstehen. Bei weiteren Fragen oder für eine individuelle Beratung stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Ihr RA und Notar Krau