Ehegattenerbvertrag – Auslegung einer Pflichtteilsklausel – OLG Zweibrücken 3 W 116/98
RA und Notar Krau
Der Beschluss des Oberlandesgerichts Zweibrücken befasst sich mit der Auslegung eines Ehegattenerbvertrags und der darin enthaltenen Pflichtteilsklausel.
Die zentrale Frage ist, ob die Pflichtteilsklausel so ausgelegt werden kann, dass allein die Geltendmachung des Pflichtteils bereits zur Verwirkung der Erbenstellung führt, oder ob erst der Erhalt des Pflichtteils entscheidend ist.
Die Erblasserin und ihr vorverstorbener Ehemann hatten am 19. Dezember 1989 einen Erbvertrag geschlossen, in dem sie sich gegenseitig zu Alleinerben einsetzten und bestimmte Klauseln zur Regelung der Erbfolge nach dem Tod des Überlebenden vereinbarten.
Insbesondere wurde festgelegt, dass die Kinder aus den ersten Ehen beider Ehepartner nach dem Tod des länger lebenden Ehepartners zu gleichen Teilen als Erben berufen werden.
Eine Pflichtteilsklausel besagt jedoch, dass, sollte ein Abkömmling beim Tod des zuerst Verstorbenen seinen Pflichtteil geltend machen und erhalten, er als Erbe des Überlebenden ausgeschlossen wird.
Nach dem Tod der Erblasserin forderten die Kinder des vorverstorbenen Ehemanns, die Beteiligten zu 3 bis 5, den Pflichtteil ihres Vaters.
Das Amtsgericht hatte zunächst einen Erbschein entsprechend dem Antrag dieser Kinder angekündigt, was die Kinder der Erblasserin, die Beteiligten zu 1 und 2, nicht akzeptierten.
Sie legten Beschwerde ein, die letztlich zur Aufhebung der ursprünglichen Entscheidungen führte.
Das Oberlandesgericht sieht die weitere Beschwerde als statthaft an und erkennt die Beschwerdeberechtigung der Beteiligten zu 1.
Ihre Beschwerde richtet sich gegen die Erteilung eines Erbscheins, der sie in ihren Erbrechten beeinträchtigt.
Das Landgericht hatte die Klausel dahingehend interpretiert, dass die Verwirkung der Erbenstellung erst eintritt, wenn ein Pflichtteilsanspruch nicht nur geltend gemacht, sondern auch erfüllt wurde.
Das Oberlandesgericht hält jedoch eine solche Auslegung für überprüfbar und nicht in allen Punkten für korrekt.
Die Auslegung des Erbvertrags muss auch andere mögliche Interpretationen berücksichtigen, insbesondere:
Das Oberlandesgericht hebt die Entscheidungen der Vorinstanzen auf und verweist die Sache an das Nachlassgericht zurück.
Es soll weitere Ermittlungen zum Willen der Erblasser bezüglich der Pflichtteilsklausel anstellen.
Dazu sollen die Beteiligten persönlich angehört und der Urkundsnotar befragt werden.
Auch die Akten des Zivilprozesses, den der Beteiligte zu 5 angestrengt hat, könnten relevant sein.
Die Entscheidung des Oberlandesgerichts zeigt die Komplexität der Auslegung von Erbverträgen.
Die Ermittlung des “wahren Willens” der Erblasser ist entscheidend für die korrekte Anwendung des Erbvertrags.
Die Zurückverweisung an das Nachlassgericht soll sicherstellen, dass der Erbschein den tatsächlichen testamentarischen Verfügungen entspricht und keine Missverständnisse hinsichtlich der Erbenstellung bestehen bleiben.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.