Enterbung durch unwirksame Erbeinsetzung

Juni 3, 2025

Enterbung durch unwirksame Erbeinsetzung

Manchmal kann das Erbrecht ganz schön knifflig sein, besonders wenn es um die Frage geht, wer Ihr Vermögen erbt, wenn Ihr letzter Wille nicht ganz klar ist. Als Rechtsanwalt und Notar Krau möchte ich Ihnen heute ein häufiges Problem näherbringen: Was passiert, wenn Ihr Testament zwar Erben benennt, diese Benennung aber unwirksam ist? Führt das dazu, dass Ihre gesetzlichen Erben, die Sie vielleicht eigentlich nicht bedenken wollten, nun doch zum Zug kommen?


Wenn der letzte Wille Lücken hat: Was passiert bei einem unwirksamen Testament?

Normalerweise ist es so: Wenn Sie in einem Testament festlegen, wer Ihr Erbe sein soll, dann hat dieser Wille Vorrang vor der sogenannten gesetzlichen Erbfolge. Die gesetzliche Erbfolge regelt, wer erbt, wenn kein Testament vorhanden ist oder das Testament unwirksam ist. Sie bestimmt dann, dass in der Regel Ihre engsten Verwandten (Ehepartner, Kinder, Eltern, Geschwister usw.) erben.

Aber was, wenn Sie zwar in Ihrem Testament Erben benannt haben, diese Benennung aber aus irgendeinem Grund unwirksam ist? Zum Beispiel, weil der benannte Erbe die Erbschaft ausschlägt oder das Testament formale Fehler hat. Kommen dann automatisch die gesetzlichen Erben zum Zug, selbst wenn Sie diese eigentlich „enterben“ wollten?


Ein klares „Nein“ zur gesetzlichen Erbfolge – aber wie?

Viele denken, dass in einem solchen Fall eine spezielle Regelung im Gesetz (§ 2085 BGB) greift, die besagt, dass die gesetzliche Erbfolge ausgeschlossen bleibt, wenn der Erblasser dies neben der eigentlichen Erbeinsetzung auch noch separat festgelegt hat. Aber Achtung: Das ist ein Missverständnis!

Denn der Knackpunkt ist: Wenn Sie die gesetzliche Erbfolge ausdrücklich in Ihrem Testament ausschließen, dann ist sie auch ausgeschlossen – ganz ohne Umwege. Das Problem, über das wir hier sprechen, tritt aber gerade dann auf, wenn Sie die gesetzliche Erbfolge nicht ausdrücklich ausgeschlossen haben, sondern „nur“ eine unwirksame Erbeinsetzung vorliegt.

In solch einem Fall gilt im Zweifel: Schweigen bleibt Schweigen. Das bedeutet, wenn Sie nicht explizit festgelegt haben, dass die gesetzliche Erbfolge ausgeschlossen sein soll, dann ist sie es auch nicht. Wenn also Ihre gewollte Erbeinsetzung unwirksam ist und Sie die gesetzlichen Erben nicht ausdrücklich enterbt haben, dann würden die gesetzlichen Erben Ihr Vermögen erhalten.

Enterbung durch unwirksame Erbeinsetzung


Die Suche nach dem wahren Willen: Testamentsauslegung

Es gibt jedoch einen Lichtblick: Auch wenn Sie die gesetzlichen Erben nicht direkt im Testament ausgeschlossen haben, kann eine genaue Auslegung Ihres Testaments ergeben, dass Sie diese dennoch von der Erbfolge fernhalten wollten.

Bei der Auslegung eines Testaments versuchen wir als Juristen, Ihren wahren Willen herauszufinden. Das bedeutet, wir schauen uns nicht nur den genauen Wortlaut an, sondern auch alle Umstände, die außerhalb des Testaments liegen und uns Aufschluss über Ihre Absichten geben könnten. Vielleicht gibt es Notizen, Briefe oder Zeugenaussagen, die zeigen, dass Sie bestimmte Personen auf keinen Fall als Erben haben wollten.

Solch eine „stillschweigende Enterbung“ ist möglich, aber Ihr Wunsch, die gesetzlichen Erben auszuschließen, muss dabei ganz klar erkennbar sein. Es ist wie bei einem Puzzle: Wir sammeln alle Teile, um ein vollständiges Bild Ihres letzten Willens zu erhalten.


Mein Rat

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, ein Testament präzise und unmissverständlich zu formulieren. Ungenaue oder unwirksame Formulierungen können zu ungewollten Ergebnissen führen und Streitigkeiten unter den Erben hervorrufen.

Als Rechtsanwalt und Notar Krau stehe ich Ihnen gerne zur Seite, um sicherzustellen, dass Ihr letzter Wille klar und rechtssicher formuliert ist und genau das bewirkt, was Sie möchten. Zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren, wenn Sie Fragen zu Ihrem Testament oder zur Erbfolge haben.

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