Erbeinsetzung oder Vermächtnis Ankaufsrecht
Bayerisches Oberstes Landesgericht BReg 1 Z 106/83
Sachverhalt:
Die Erblasserin hatte in ihrem Testament verfügt:
„Das Haus kann Herr …, Zahnarzt, zum gängigen Tagespreis kaufen.“
Der Neffe ihres Ehemannes (Beteiligter zu 1) beantragte einen Erbschein, der ihn als Alleinerben ausweist.
Er argumentierte, dass die Erblasserin ihn mit der Kaufoption zum Erben einsetzen wollte.
Das Nachlassgericht und das Landgericht wiesen den Antrag zurück.
Streitpunkt:
Die Auslegung der testamentarischen Verfügung:
Handelt es sich um eine Erbeinsetzung oder um ein Vermächtnis eines Ankaufsrechts?
Entscheidung des Bayerischen Obersten Landesgerichts:
Das Bayerische Oberste Landesgericht wies die weitere Beschwerde des Neffen zurück.
Die testamentarische Verfügung ist als Vermächtnis eines Ankaufsrechts auszulegen.
Begründung:
Wortlaut und allgemeiner Sprachgebrauch: Der Begriff „kaufen“ wird im allgemeinen Sprachgebrauch für ein Rechtsgeschäft unter Lebenden verwendet, bei dem zwei Leistungen ausgetauscht werden. Daher ist die Verfügung im Testament als Vermächtnis eines Ankaufsrechts und nicht als Erbeinsetzung anzusehen.
Gesamtzusammenhang des Testaments: Auch der Gesamtzusammenhang des Testaments spricht gegen eine Erbeinsetzung. Die Erblasserin hat keinen Hinweis darauf gegeben, dass das Haus dem Neffen unmittelbar zufallen soll.
Kein Widerspruch zu anderen Umständen: Es gibt keine Umstände, die der Auslegung als Vermächtnis widersprechen. Die Tatsache, dass die Erblasserin den Erlös aus dem Verkauf für bestimmte Zwecke verwenden wollte, spricht nicht gegen ein Vermächtnis. Auch die fehlende Nennung eines Vertragspartners steht einem Vermächtnis nicht entgegen, da in diesem Fall der Fiskus als Vertragspartner in Betracht kommt.
Keine Erbeinsetzung: Die Anordnung, dass der Neffe das Haus „zum gängigen Tagespreis“ kaufen und „nach seinem Leistungsvermögen“ bezahlen kann, spricht ebenfalls gegen eine Erbeinsetzung.
Kein besonderer Sprachgebrauch: Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Erblasserin den Begriff „kaufen“ in einem vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichenden Sinne verwendet hat.
Motive der Erblasserin: Auf die tatsächlichen Motive der Erblasserin, die im Testament nicht zum Ausdruck gekommen sind, kommt es nicht an.
Ausführliche Darstellung der Begründung:
Das Bayerische Oberste Landesgericht hat die Grundsätze der Auslegung letztwilliger Verfügungen dargelegt.
Es hat betont, dass der wirkliche Wille des Erblassers zu erforschen ist und dass der Richter vom Wortlaut der Verfügung abweichen kann,
wenn Umstände vorliegen, die auf einen anderen Willen schließen lassen.
Im vorliegenden Fall hat das Gericht die testamentarische Verfügung nach den Regeln der Auslegung untersucht
und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sie als Vermächtnis eines Ankaufsrechts zu verstehen ist.
Es hat dabei den Wortlaut der Verfügung, den Gesamtzusammenhang des Testaments und die sonstigen Umstände berücksichtigt.
Die Entscheidung des Bayerischen Obersten Landesgerichts ist für die Praxis relevant, da sie die Grundsätze der Testamentsauslegung
verdeutlicht und die Anforderungen an die Beweisführung im Erbscheinsverfahren klarlegt.
Fazit:
Das Bayerische Oberste Landesgericht hat in seiner Entscheidung die Bedeutung der Testamentsauslegung
im Erbrecht hervorgehoben und die Anforderungen an die Beweisführung im Erbscheinsverfahren klargestellt.
Die Entscheidung ist für die Praxis relevant, da sie die Grundsätze der Auslegung letztwilliger Verfügungen verdeutlicht.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.