Erfüllung testamentarische Auflage

September 17, 2017

Erfüllung testamentarische Auflage

OLG Karlsruhe 14 U 103/02 – Erbe kann gem. § 2194 BGB Vollziehung Auflage verlangen, wenn er selbst durch die Auflage begünstigt wird.

RA und Notar Krau

Das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Karlsruhe vom 7. Mai 2004 (Aktenzeichen: 14 U 103/02) behandelt einen Fall,

in dem ein Erbe zur Erfüllung einer Auflage aus einem Testament verpflichtet wird, auch wenn er selbst von dieser Auflage profitiert.

Im Kern geht es um die Auslegung einer testamentarischen Verfügung und die Frage, ob ein Erbe die Vollziehung einer Auflage verlangen kann, wenn diese ihm selbst zugutekommt.

Sachverhalt

Die verstorbene Mutter der Parteien hatte in ihrem Testament die Klägerin als Alleinerbin eingesetzt und den Beklagten sowie weitere Kinder mit Vermächtnissen bedacht.

Zusätzlich verfügte sie, dass der Beklagte eine auf ihrem Grundstück lastende Grundschuld, die zur Sicherung seiner Darlehensverbindlichkeiten diente, aufheben lassen müsse.

Nach dem Tod der Mutter weigerte sich der Beklagte, die Grundschuld zu löschen, woraufhin die Klägerin Klage erhob.

Erfüllung testamentarische Auflage

Das Landgericht Offenburg verurteilte den Beklagten zur Löschung der Grundschuld, was dieser mit der Begründung anfocht, die testamentarische Verfügung sei keine Auflage.

Entscheidung des OLG Karlsruhe

Das OLG Karlsruhe wies die Berufung des Beklagten zurück und bestätigte das Urteil des Landgerichts.

Das Gericht stellte fest, dass die testamentarische Verfügung der Mutter als Auflage gemäß §§ 1940, 2192 ff. BGB auszulegen sei.

Begründung

  • Auslegung als Auflage:
    • Das Gericht betonte, dass der Wortlaut des Testaments eindeutig sei: Der Beklagte sei „verpflichtet“, die Grundschuld zu löschen.
    • Die Aussagen der Zeugen, insbesondere des beurkundenden Notars und der Geschwister der Parteien, bestätigten den Willen der Erblasserin, dass das Grundstück unbelastet an die Erbin übergehen sollte.
    • Die gleich hohe Vermächtnisverteilung unter den anderen Kindern des Erblassers, welche nicht Erben sind, widerlegt nicht die Auslegung als Auflage. Da ein anderer Sohn des Erblassers, welcher auch eine Grundschuld auf dem Grundstück zur Absicherung seiner Schulden hatte, die gleiche Auflage erhielt.
  • Vollziehungsanspruch der Klägerin:
    • Gemäß § 2194 BGB haben bestimmte Personen, darunter der Erbe, das Recht, die Vollziehung einer Auflage zu verlangen.
    • Das OLG Karlsruhe entschied, dass dieses Recht auch dann besteht, wenn der Erbe selbst von der Auflage begünstigt wird. Es widersprach damit einer Mindermeinung, die dies ablehnt.
    • Das Gericht argumentierte, dass der Zweck des § 2194 BGB darin bestehe, die Erfüllung der Auflage sicherzustellen, unabhängig davon, ob sie einem Dritten oder dem Erben selbst zugutekomme.
  • Keine Unmöglichkeit der Leistung:
    • Die Löschung der Grundschuld sei keine unmögliche Leistung. Sobald die Darlehensverbindlichkeiten des Beklagten beglichen seien, sei die Sparkasse zur Freigabe der Grundschuld verpflichtet.
    • Die frage, ob der Beklagte in der Lage ist die Summe aufzubringen, sei hierbei unerheblich.
  • Annahme des Vermächtnisses:
    • Der Beklagte habe das Vermächtnis angenommen und könne sich daher nicht nachträglich darauf berufen, es ausgeschlagen zu haben.

Erfüllung testamentarische Auflage

Bedeutung des Urteils

Das Urteil des OLG Karlsruhe stärkt die Position von Erben bei der Durchsetzung von Auflagen und klärt die Auslegung von § 2194 BGB in Bezug auf begünstigte Erben.

Es stellt klar, dass der Wille des Erblassers zur Erfüllung von Auflagen Vorrang hat und dass formale Einwände dem nicht entgegenstehen.

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

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