Ersatzerbe und Anwachsung

September 15, 2017

Ersatzerbe und Anwachsung

Bayerisches Oberstes Landesgericht BReg 1 a Z 55/90

Erbschein beantragt

RA und Notar Krau

In diesem Fall befasste sich das Bayerische Oberste Landesgericht mit der Frage, ob im Falle des Todes eines Erben vor dem Erbfall

sein Erbteil den anderen Erben anwächst oder ob seine Abkömmlinge als Ersatzerben zum Zuge kommen.

Die Fakten des Falles

Eine Erblasserin hatte in ihrem Testament ihre drei Kinder zu Erben eingesetzt und ihnen zusätzlich verschiedene Gegenstände vermacht.

Eines der Kinder verstarb vor der Erblasserin.

Nach dem Tod der Erblasserin beantragte die Tochter einen Erbschein, der sie als Miterbin neben dem überlebenden Sohn zur Hälfte ausweisen sollte.

Die Enkelin des vorverstorbenen Sohnes beantragte ebenfalls einen Erbschein, der sie als Miterbin zu einem Drittel ausweisen sollte.

Ersatzerbe und Anwachsung

Die Entscheidung des Gerichts

Das Bayerische Oberste Landesgericht entschied, dass die Enkelin des vorverstorbenen Sohnes als Ersatzerbin zum Zuge kommt

und die Erblasserin von ihren beiden lebenden Kindern und ihrer Enkelin zu je einem Drittel beerbt wurde.

Eine Anwachsung des Erbteils des vorverstorbenen Sohnes an die anderen Erben fand nicht statt.

Begründung des Gerichts

  • Auslegung des Testaments: Das Testament enthielt keine ausdrückliche Regelung für den Fall, dass ein Erbe vor dem Erbfall verstirbt. Daher war das Testament auszulegen, um den Willen der Erblasserin zu ermitteln.
  • Ersatzerbenvermutung: Nach der Auslegungsregel des § 2069 BGB treten die Abkömmlinge eines vorverstorbenen Erben an dessen Stelle, es sei denn, ein anderer Wille des Erblassers ist erkennbar.
  • Kein entgegenstehender Wille: Im vorliegenden Fall gab es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Erblasserin eine Anwachsung des Erbteils an die anderen Erben wollte. Sie hatte ihre Kinder zu gleichen Teilen bedacht und war offensichtlich von den allgemeinen Wertvorstellungen des gesetzlichen Erbrechts geleitet.
  • Gleichmäßige Behandlung der Stämme: Die Erblasserin hatte keine Anhaltspunkte dafür geliefert, dass sie im Falle des Todes eines Kindes dessen Stamm von der Erbfolge ausschließen wollte.

Ersatzerbe und Anwachsung

Fazit

Der Fall BayObLG BReg 1 a Z 55/90 zeigt, dass im Zweifel die Abkömmlinge eines vorverstorbenen Erben als Ersatzerben zum Zuge kommen.

Eine Anwachsung des Erbteils an die anderen Erben findet nur statt, wenn dies dem Willen des Erblassers entspricht.

Zusätzliche Anmerkungen:

  • Der Fall verdeutlicht die Bedeutung der Auslegungsregeln im Erbrecht, insbesondere bei unklaren Testamenten.
  • Die Gerichte achten genau auf den Willen des Erblassers und die gesetzlichen Wertvorstellungen zum Schutz der Abkömmlinge.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Das BayObLG hat in diesem Fall die Ersatzerbeneinsetzung bestätigt und die Anwachsung des Erbteils an die anderen Erben verworfen.

Die Entscheidung trägt dazu bei, dass der Nachlass im Sinne des Erblassers verteilt wird und die Interessen der Abkömmlinge gewahrt werden.

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

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