Erwerb Nießbrauch an land- und forstwirtschaftlichem Betrieb nicht nach § 13a ErbStG befreit – FG Münster 3 K 3014/16 Erb – Urteil vom 29.11.2018
Kernaussage:
Das Finanzgericht Münster entschied, dass der Erwerb eines Nießbrauchsrechts an einem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb nicht nach § 13a ErbStG. begünstigt ist und somit der volle Erbschaftsteuer unterliegt.
Sachverhalt:
Die Klägerin erbte von ihrem verstorbenen Ehemann ein Nießbrauchsrecht an einem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb.
Der Ehemann hatte den Hof zu Lebzeiten auf seinen Sohn übertragen und sich dabei ein Nießbrauchsrecht vorbehalten, welches nach seinem Tod auf die Klägerin übergehen sollte.
Die Klägerin war der Ansicht, dass dieses Nießbrauchsrecht als begünstigtes Vermögen im Sinne des § 13a ErbStG zu qualifizieren sei und somit von der Erbschaftsteuer befreit sein sollte.
Das Finanzamt hingegen sah das Nießbrauchsrecht als nicht begünstigtes Vermögen an und setzte Erbschaftsteuer fest.
Rechtliche Würdigung:
Das Finanzgericht Münster bestätigte die Auffassung des Finanzamts.
Begünstigung nach § 13a ErbStG: Die Steuerbefreiung nach § 13a ErbStG gilt für Betriebsvermögen, land- und forstwirtschaftliches Vermögen und Anteile an Kapitalgesellschaften. Voraussetzung ist, dass bestimmte Lohnsummengrenzen und Behaltensfristen eingehalten werden.
Land- und forstwirtschaftliches Vermögen: § 13b Abs. 1 Nr. 1 ErbStG definiert, was zum begünstigten land- und forstwirtschaftlichen Vermögen gehört. Entscheidend ist dabei die bewertungsrechtliche Zuordnung nach §§ 158 ff. BewG. Ertragsteuerliche Kriterien spielen keine Rolle.
Betriebsvermögen: Zum begünstigten Betriebsvermögen gehört nach § 13b Abs. 1 Nr. 2 ErbStG u.a. inländisches Betriebsvermögen im Sinne der §§ 95 bis 97 BewG. Land- und Forstwirtschaft gehört jedoch nicht dazu, wenn sie den Hauptzweck des Unternehmens bildet (§ 95 Abs. 2 BewG).
Nießbrauch: Ein Nießbrauchsrecht ist ein zivilrechtliches Nutzungsrecht. Im Falle von land- und forstwirtschaftlichem Vermögen ist die ertragsteuerliche Einordnung des Nießbrauchs für die Erbschaftsteuer irrelevant. Anders als bei der Übertragung eines Mitunternehmeranteils an einer Personengesellschaft liegt beim Nießbrauch kein Übergang von land- und forstwirtschaftlichem Vermögen vor.
Entscheidung:
Da die Klägerin kein Nießbrauchsrecht an begünstigtem Betriebsvermögen, sondern an einem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb erworben hatte, fiel der Erwerb nicht unter die Steuerbefreiung des § 13a ErbStG. Die Klage wurde abgewiesen.
Revision:
Das Finanzgericht Münster ließ die Revision zum Bundesfinanzhof zu, da die Rechtsfrage der erbschaftsteuerlichen Behandlung von Nießbrauchsrechten an land- und forstwirtschaftlichem Vermögen höchstrichterlich noch nicht geklärt war.
Zusätzliche Anmerkungen:
Die Klage wird abgewiesen.
Die Kosten des Verfahrens trägt die Klägerin.
Außergerichtliche Kosten des Beigeladenen werden nicht erstattet.
Die Revision wird zugelassen.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.