Feststellung Erbenstellung – Testamentsauslegung

Juni 3, 2020

Feststellung Erbenstellung – Testamentsauslegung

OLG Koblenz 8 U 576/99

Urteil 11.02.2000

RA und Notar Krau

Das Oberlandesgericht Koblenz hat am 11. Februar 2000 entschieden, dass die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts Mainz vom 9. März 1999 zurückgewiesen wird.

Die Klägerinnen, Töchter der Erblasserin aus erster Ehe, hatten die Feststellung beantragt, dass sie und der Beklagte, Sohn der Erblasserin aus zweiter Ehe, zu je 2/9 bzw. 1/3 erbberechtigt sind.

Im Testament der Erblasserin und ihres zweiten Ehemanns wurde festgelegt, dass der Nachlass bei Pflege durch eines der Kinder oder Dritte neu verteilt werden könne.

Der Beklagte, als gerichtlich bestellter Betreuer der im Pflegeheim lebenden Erblasserin, beanspruchte Alleinerbschaft.

Das Gericht stellte jedoch fest, dass „Pflege“ im Testament persönliche Pflege und Versorgung bedeutete, nicht die gerichtliche Betreuung.

Die Erblasserin hatte die Ausnahmeregelung im Testament nicht genutzt, um eine neue Verfügung zu treffen.

Feststellung Erbenstellung – Testamentsauslegung

Die Regelung aus Absatz 2 des Testaments, wonach der Nachlass zu 1/3 an den Beklagten und zu je 2/9 an die Klägerinnen fällt, bleibt somit bestehen.

Die Entscheidung des Landgerichts wurde bestätigt, und die Berufung des Beklagten wurde auf seine Kosten zurückgewiesen.

Allgemein:

Die Testamentsauslegung ist ein wichtiger Bestandteil des Erbrechts und dient dazu, den wahren Willen des Erblassers zu ermitteln.

Dies ist insbesondere dann notwendig, wenn Formulierungen im Testament unklar, mehrdeutig oder scheinbar widersprüchlich sind.

Grundlagen der Testamentsauslegung:

  • §§ 133, 2084 BGB: Diese Paragraphen bilden die rechtliche Grundlage für die Testamentsauslegung. Sie besagen, dass der wirkliche Wille des Erblassers zu erforschen ist und nicht am buchstäblichen Sinn des Ausdrucks festgehalten werden darf.
  • Subjektive Auslegung: Im Vordergrund steht der Wille des Erblassers zum Zeitpunkt der Testamentserrichtung.
  • Objektive Auslegung: Kann der subjektive Wille nicht ermittelt werden, wird auf den objektiven Sinn der Erklärung abgestellt.

Feststellung Erbenstellung – Testamentsauslegung

Methoden der Testamentsauslegung:

  • Wortlautauslegung: Der Wortlaut des Testaments ist der Ausgangspunkt der Auslegung.
  • Systematische Auslegung: Das Testament wird im Gesamtzusammenhang betrachtet.
  • Historische Auslegung: Die Umstände bei der Testamentserrichtung werden berücksichtigt (z.B. persönliche Verhältnisse des Erblassers).
  • Teleologische Auslegung: Der Zweck der testamentarischen Verfügung wird ermittelt.

Wer legt das Testament aus?

  • Nachlassgericht: Im Rahmen eines Erbscheinsverfahrens.
  • Erben: Im Rahmen der Erbauseinandersetzung.

Wann ist eine Testamentsauslegung erforderlich?

  • Unklare Formulierungen: Z.B. „mein Lieblingsneffe“ bei mehreren Neffen.
  • Mehrdeutige Begriffe: Z.B. „mein Haus“ bei mehreren Immobilien.
  • Widersprüchliche Anordnungen: Z.B. Vermächtnis und Enterbung derselben Person.
  • Lücken im Testament: Z.B. keine Regelung zur Verteilung des Nachlasses.

Folgen der Testamentsauslegung:

  • Feststellung des Erblasserwillens: Die Auslegung führt im Idealfall zu einer eindeutigen Bestimmung der Erbfolge.
  • Unwirksamkeit des Testaments: In seltenen Fällen kann die Auslegung ergeben, dass das Testament insgesamt unwirksam ist.

Beispiel:

Der Erblasser setzt in seinem Testament „meinen Freund Max“ als Erben ein.

Er hat jedoch zwei Freunde namens Max.

Hier muss durch Auslegung ermittelt werden, welcher der beiden Freunde gemeint ist.

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

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