Feststellung Miterbenrecht hilfsweise Vermächtnisnehmer – BGH IV ZR 49/11

Oktober 4, 2020

Der Kläger begehrt die Feststellung seines Miterbenrechts hilfsweise seiner Stellung als Vermächtnisnehmer – BGH IV ZR 49/11

Inhaltsverzeichnis RA und Notar Krau

  1. Tenor des Urteils
    • Zulassung der Revision
    • Aufhebung des Urteils des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg
    • Zurückverweisung der Sache an das Berufungsgericht
    • Streitwertfestsetzung
  2. Sachverhalt
    • Kläger begehrt Feststellung seines Miterbenrechts oder hilfsweise seiner Stellung als Vermächtnisnehmer
    • Erblasserin setzte in verschiedenen Testamenten mehrere Personen als Erben und Vermächtnisnehmer ein
    • Streit um die Wirksamkeit der Testamente von 1991 aufgrund behaupteter Testierunfähigkeit der Erblasserin
  3. Verfahrensgang
    • Erteilung eines Erbscheins an den Beklagten nach Testierunfähigkeitsfeststellung
    • Zuvor Einholung von Sachverständigengutachten und Zeugenaussagen
    • Entscheidung des Amtsgerichts zugunsten des Beklagten und Zurückweisung der Beschwerden des Klägers
  4. Begehren des Klägers
    • Feststellung, dass er Miterbe aufgrund der Testamente von 1991 ist
    • Hilfsweise Feststellung seiner Stellung als Vermächtnisnehmer
  5. Entscheidung des Berufungsgerichts
    • Klagezulassung, jedoch Abweisung aufgrund der Testierunfähigkeit der Erblasserin
    • Verwertung der im Erbscheinsverfahren eingeholten Gutachten zur Testierunfähigkeit
    • Annahme der schizoaffektiven Psychose der Erblasserin ohne lichten Augenblick zur Testamentserrichtung
  6. Begründung der Revision
    • Entscheidungsverstoß gegen den Anspruch des Klägers auf rechtliches Gehör
    • Unzureichende Hinweise und Gelegenheit zur Stellungnahme der Parteien bezüglich der Gutachten nach § 411a ZPO
    • Unzulässige Verwertung der früheren Zeugenaussagen ohne persönliche Vernehmung
  7. Erwägungen des BGH
    • Anforderungen an die Verwertung von Gutachten nach § 411a ZPO
    • Notwendigkeit der persönlichen Anhörung der Sachverständigen
    • Bedeutung des rechtlichen Gehörs und der Stellungnahmerechte der Parteien
    • Unzulässigkeit der vorweggenommenen Beweiswürdigung
  8. Weitere Verfahrensanweisungen
    • Durchführung einer ergänzenden Beweisaufnahme durch Anhörung der Sachverständigen und Vernehmung von Zeugen
    • Notwendigkeit einer sorgfältigen Abwägung der widersprüchlichen Gutachten
    • Ermittlung der Voraussetzungen für den Anscheinsbeweis der Testierunfähigkeit
  9. Kostenentscheidung
    • Entscheidung über die Kosten des Revisionsverfahrens vorbehalten
  10. Vorinstanzen
    • LG Hamburg, Entscheidung vom 25.05.2007 – 323 O 23/07 –
    • OLG Hamburg, Entscheidung vom 08.02.2011 – 2 U 17/07 –

Feststellung Miterbenrecht hilfsweise Vermächtnisnehmer – BGH IV ZR 49/11

Sachverhalt:

Der Kläger verlangte die Feststellung seines Erbrechts nach der Erblasserin.

Die Erblasserin hatte in verschiedenen Testamenten mehrere Personen, darunter auch den Kläger, als Erben eingesetzt.

Der Beklagte machte geltend, dass die Testamente, auf die sich der Kläger berief, unwirksam seien, da die Erblasserin bei deren Errichtung testierunfähig gewesen sei.

Im Erbscheinsverfahren wurde dem Beklagten ein Erbschein erteilt, der ihn als Miterben auswies.

Problematik:

  • Testierfähigkeit: Fraglich war, ob die Erblasserin bei der Errichtung der Testamente testierfähig war.
  • Verwertung von Gutachten: Zu klären war, ob das Berufungsgericht die im Erbscheinsverfahren eingeholten Gutachten verwerten durfte.
  • Rechtliches Gehör: Weiterhin war zu prüfen, ob das Berufungsgericht den Anspruch des Klägers auf rechtliches Gehör verletzt hatte.

Entscheidung des BGH:

Feststellung Miterbenrecht hilfsweise Vermächtnisnehmer – BGH IV ZR 49/11

Der BGH hob das Urteil des Berufungsgerichts auf und verwies die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung an das Berufungsgericht zurück.

Begründung:

  • Verletzung des rechtlichen Gehörs: Das Berufungsgericht hatte den Anspruch des Klägers auf rechtliches Gehör verletzt, indem es die im Erbscheinsverfahren eingeholten Gutachten verwertete, ohne die Parteien vorher darauf hinzuweisen und ihnen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.
  • Verwertung von Gutachten: Die Verwertung von Gutachten nach § 411a ZPO setzt voraus, dass die Parteien auf die beabsichtigte Verwertung hingewiesen werden und Gelegenheit zur Stellungnahme haben.
  • Stellungnahmerecht: Die Parteien haben das Recht, Einwendungen gegen das Gutachten zu erheben und die Anhörung des Gutachters zu beantragen.
  • Unzulässige Verwertung von Zeugenaussagen: Das Berufungsgericht hatte auch die Aussagen eines im Erbscheinsverfahren vernommenen Zeugen verwertet, ohne diesen persönlich zu vernehmen. Dies war unzulässig, da der Kläger die Vernehmung des Zeugen beantragt hatte.
  • Beweisaufnahme: Der BGH wies das Berufungsgericht an, eine ergänzende Beweisaufnahme durchzuführen. Die Sachverständigen sollten angehört und der Zeuge sollte vernommen werden.
  • Widersprüchliche Gutachten: Das Berufungsgericht sollte die widersprüchlichen Gutachten sorgfältig abwägen und die Voraussetzungen für den Anscheinsbeweis der Testierunfähigkeit prüfen.

Feststellung Miterbenrecht hilfsweise Vermächtnisnehmer – BGH IV ZR 49/11

Wesentliche Aussagen des Beschlusses:

  • Rechtliches Gehör: Die Parteien haben einen Anspruch auf rechtliches Gehör. Sie müssen auf die Verwertung von Gutachten hingewiesen werden und Gelegenheit zur Stellungnahme haben.
  • Verwertung von Gutachten: Die Verwertung von Gutachten nach § 411a ZPO ist nur zulässig, wenn die Parteien vorher informiert wurden.
  • Zeugenvernehmung: Ein Zeuge, der in einem anderen Verfahren vernommen wurde, muss im neuen Verfahren erneut vernommen werden, wenn eine Partei dies beantragt.

Bedeutung für die Praxis:

Der Beschluss verdeutlicht die Bedeutung des rechtlichen Gehörs im Zivilprozess und die Anforderungen an die Verwertung von Gutachten.

Er zeigt auf, dass die Gerichte die Parteien auf die Verwertung von Gutachten hinweisen müssen und dass Zeugen, die in einem anderen Verfahren vernommen wurden,

im neuen Verfahren erneut vernommen werden müssen, wenn eine Partei dies beantragt.

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

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