Feststellungsinteresse bei Streit um wirksamen Widerruf eines Darlehensvertrags
Das Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main (OLG) vom 10. August 2022 (17 U 144/21) behandelt die Frage des Feststellungsinteresses
bei Streitigkeiten um den wirksamen Widerruf eines Darlehensvertrags gemäß § 256 Abs. 1 der Zivilprozessordnung (ZPO).
Die Kläger hatten im Jahr 2017 einen Verbraucherdarlehensvertrag über 20.000 Euro mit der Beklagten abgeschlossen.
Dieser Vertrag enthielt eine Klausel, die es den Klägern ermöglichte, den Kredit jederzeit ohne Vorfälligkeitsentschädigung zurückzuzahlen.
Ende 2019 widerriefen die Kläger den Darlehensvertrag und forderten die Rückzahlung bereits geleisteter Zahlungen sowie Nutzungsersatz.
Nachdem die Beklagte den Widerruf ablehnte, klagten die Kläger auf Feststellung, dass die Beklagte aufgrund des Widerrufs keine Ansprüche mehr auf Zinszahlung und Tilgung des Darlehens habe.
Das OLG Frankfurt wies die Berufung der Kläger zurück und bestätigte damit das Urteil des Landgerichts Frankfurt am Main.
Es entschied, dass die Klage im Feststellungsantrag unzulässig sei, da den Klägern das erforderliche Feststellungsinteresse fehle.
Das Gericht führte aus, dass ein Feststellungsinteresse im Sinne von § 256 Abs. 1 ZPO nur dann gegeben sei,
wenn dem Kläger eine gegenwärtige Gefahr der Unsicherheit in Bezug auf ein konkretes Rechtsverhältnis drohe und die begehrte Feststellung geeignet sei, diese Gefahr zu beseitigen.
Ein allgemeines Klärungsinteresse reiche nicht aus.
Im vorliegenden Fall sahen die Richter kein solches Feststellungsinteresse.
Sie argumentierten, dass die Kläger aus der begehrten Feststellung keine konkreten rechtlichen Vorteile ableiten könnten.
Selbst bei Wirksamkeit des Widerrufs wären die Kläger zur Rückzahlung des Darlehens gemäß § 355 Abs. 3 Satz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) verpflichtet.
Da sie das Darlehen laut Vertrag jederzeit zurückzahlen könnten, entstünde ihnen durch die Feststellung keinerlei Vorteil.
Auch in Bezug auf den Zinsanspruch der Beklagten sahen die Richter keinen rechtlichen Vorteil für die Kläger.
Selbst bei Wirksamkeit des Widerrufs würde der Zinsanspruch der Beklagten nicht entfallen, sondern sich lediglich auf § 357b Abs. 3 Satz 1 BGB stützen,
der für den Zeitraum zwischen Auszahlung und Rückzahlung des Darlehens den vereinbarten Sollzins vorsieht.
Die Richter stellten fest, dass die Kläger nach der maßgeblichen Rechtslage keinen Anspruch auf Nutzungsersatz hätten, was ihren Widerruf wirtschaftlich nicht vorteilhaft mache.
Das OLG wies darauf hin, dass die Berufungsbegründung der Kläger zahlreiche vorgefertigte Textpassagen aus anderen Verfahren enthielt, die keinen Bezug zum konkreten Fall aufwiesen.
Dies verdeutlichte die Problematik, dass Rechtsanwälte teilweise „Textbausteine“ verwenden, ohne zu prüfen, ob diese auf den aktuellen Fall auch anwendbar sind.
Zudem wurde der Anspruch der Klagepartei auf Freistellung von vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten abgelehnt,
da diese nicht zu einem Zeitpunkt mandatiert wurden, als sich die beklagte Partei in Schuldnerverzug befand.
Das OLG Frankfurt verdeutlicht in dem Urteil, dass ein wirtschaftlicher Vorteil alleine kein rechtliches Interesse im Sinne des § 256 ZPO begründen kann.
Die Entscheidung des OLG Frankfurt verdeutlicht die strengen Anforderungen an das Feststellungsinteresse im Zivilprozess.
Sie zeigt, dass Kläger, die die Unwirksamkeit eines Darlehensvertrags feststellen lassen wollen, ein konkretes Rechtsschutzbedürfnis darlegen müssen,
das über ein allgemeines Klärungsinteresse hinausgeht.
Darüber hinaus betont das Urteil, dass die Gerichte nicht dazu dienen, Rechtsgutachten zu erstellen.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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