Folgen der Enterbung
Wenn der letzte Wille spricht: Erben ausschließen – aber richtig!
Stellen Sie sich vor, Sie möchten Ihren Nachlass regeln, aber bestimmte Personen sollen nichts oder nur einen Teil erhalten. Geht das überhaupt, jemanden vom Erbe auszuschließen? Ja, absolut! Als Rechtsanwalt und Notar Krau erkläre ich Ihnen heute, wie Sie Erben richtig enterben können und welche Fallstricke Sie dabei vermeiden sollten.
Sie können entweder alle Ihre gesetzlichen Erben (das sind zum Beispiel Ihre Kinder, Enkel oder Geschwister) oder auch nur einzelne Personen von der Erbfolge ausschließen. Wenn Sie jemanden enterben, ist das so, als ob diese Person zum Zeitpunkt Ihres Todes gar nicht existiert hätte, was die gesetzliche Erbfolge angeht. Die anderen Erben rücken dann entsprechend nach.
Nein, Sie müssen keinen Grund angeben, warum Sie jemanden enterben. Das ist eine wichtige Information! Wenn Sie doch eine Begründung anführen und diese sich als falsch herausstellt, könnte die enterbte Person versuchen, Ihr Testament anzufechten. Um solche Risiken zu vermeiden, rate ich meinen Klienten immer, auf eine Begründung der Enterbung lieber zu verzichten.
Diese Frage wird in der juristischen Welt heiß diskutiert. Meine Meinung ist klar: Ja, eine Enterbung kann an Bedingungen geknüpft oder befristet sein. Das bedeutet, Sie könnten zum Beispiel festlegen, dass eine Person nur dann enterbt wird, wenn ein bestimmtes Ereignis nach Ihrem Tod eintritt oder für einen bestimmten Zeitraum. Auch wenn es hier unterschiedliche Meinungen gibt, sehe ich keinen Grund, warum dies nicht möglich sein sollte. Man kann ja schließlich auch ein ungeborenes Kind als Erben einsetzen, dessen Erbrecht davon abhängt, ob es lebend zur Welt kommt – da ist die Erbfolge im Todesfall ja auch noch nicht endgültig klar.
Das ist eine sehr wichtige Frage und hier ist besondere Sorgfalt gefragt. Wenn Sie nur eine Person enterben, bedeutet das nicht automatisch, dass auch deren Kinder (also Ihre Enkelkinder) nichts bekommen. Im Gegenteil: Grundsätzlich gilt, dass nur die explizit genannte Person enterbt ist. Ob die Enterbung auch den gesamten Familienzweig betrifft, muss in jedem Einzelfall genau geprüft werden, indem man Ihren letzten Willen (Ihr Testament) genau auslegt.
Stellen Sie sich vor, Sie enterben Ihren Sohn. Wenn Sie nicht ausdrücklich festlegen, dass auch seine Kinder nichts erben sollen, könnten diese trotzdem zum Zuge kommen. Wenn Unsicherheiten bestehen, wird im Zweifel davon ausgegangen, dass nur die genannte Person und nicht der gesamte Stamm enterbt ist. Es ist also entscheidend, dass Sie Ihre Absicht glasklar formulieren.
Manchmal versuchen Erblasser, durch bestimmte Klauseln Druck auf ihre Erben auszuüben, zum Beispiel wenn es um den Pflichtteil geht. Aber auch hier gilt: Wenn Sie nicht klar festlegen, was im Falle einer Ausschlagung der Erbschaft geschehen soll, kann es sein, dass die Abkömmlinge des Ausschlagenden gerade erben sollen.
Sie haben die Freiheit! Sie können jemanden vollständig von der Erbfolge ausschließen oder auch nur zu einem bestimmten Bruchteil. Es ist Ihr letzter Wille, und Sie bestimmen, wie Ihr Vermögen verteilt wird.
Die Enterbung ist ein mächtiges Werkzeug, um Ihren Nachlass genau nach Ihren Vorstellungen zu gestalten. Doch wie Sie sehen, gibt es hier viele Details zu beachten. Um sicherzustellen, dass Ihr Wille unmissverständlich ist und späteren Streitigkeiten vorgebeugt wird, ist eine individuelle und präzise Formulierung unerlässlich.
Gerne berate ich Sie persönlich zu diesem komplexen Thema.
Herzlichst,
Ihr Rechtsanwalt und Notar Krau