Keine Kraftloserklärung eines Erbvertrages

Mai 13, 2020

Keine Kraftloserklärung eines Erbvertrages

Bayerisches Oberstes Landesgericht 1Z BR 57/04

Inhaltsverzeichnis RA und Notar Krau

  1. Tenor
    • I. Zurückweisung der weiteren Beschwerde
    • II. Festsetzung des Geschäftswerts
  2. Gründe2.1 Sachverhalt
    • Erblasser und Erbverträge
    • Vermögen der Erblasser
    • Anträge der Beteiligten

    2.2 Verfahrensgang

    • Entscheidungen des Nachlassgerichts und Landgerichts

    2.3 Rechtliche Würdigung

    • Gesetzliche Regelungen zur Kraftloserklärung
    • Formelle und materielle Wirksamkeit des Erbverzichts
    • Unzuständigkeit des Nachlassgerichts für Forderungsrechte
    • Inzidente Prüfung der Wirksamkeit des Erbverzichts

    2.4 Kostenentscheidung

    • Tragung der Gerichtskosten durch die Beteiligte
    • Geschäftswertfestsetzung

Keine Kraftloserklärung eines Erbvertrages

Dieser Beschluss des Bayerischen Obersten Landesgerichts (BayObLG) vom 20. Oktober 2004 (Az. 1Z BR 57/04) befasst sich mit der Frage,

ob ein Erbvertrag im Wege der Kraftloserklärung aufgehoben werden kann.

Im Mittelpunkt steht die Abgrenzung zwischen der freiwilligen Gerichtsbarkeit und der streitigen Gerichtsbarkeit sowie die Zuständigkeit des Nachlassgerichts.

Sachverhalt

Die Beteiligte hatte 1962 mit ihren Eltern und ihrer Schwester einen Erbvertrag geschlossen, in dem sie auf ihr Erbrecht verzichtete.

Ihre Schwester wurde als Alleinerbin eingesetzt.

Viele Jahre später, nach dem Tod beider Eltern, beantragte die Beteiligte beim Nachlassgericht die Kraftloserklärung des Erbvertrages und die Feststellung, dass ihr Erbverzicht unwirksam sei.

Sie machte geltend, dass die im Erbvertrag vereinbarten Abfindungsleistungen nicht erbracht worden seien.

Keine Kraftloserklärung eines Erbvertrages

Kernaussagen des Beschlusses

Das BayObLG wies die weitere Beschwerde der Beteiligten zurück und bestätigte die Entscheidungen des Nachlassgerichts und des Landgerichts.

Zentrale Punkte des Beschlusses:

  • Keine Kraftloserklärung: Eine Kraftloserklärung ist im Gesetz nur für Erbscheine und Testamentsvollstreckerzeugnisse vorgesehen, nicht aber für Erbverträge.
  • Abgrenzung der Gerichtsbarkeiten: Die Feststellung und Durchsetzung von Forderungsrechten ist Aufgabe der streitigen Gerichtsbarkeit, nicht der freiwilligen Gerichtsbarkeit.
  • Zuständigkeit: Das Nachlassgericht ist nicht zuständig für die Prüfung der Wirksamkeit eines Erbverzichts, wenn kein Erbscheinsverfahren anhängig ist.
  • Wirksamkeit des Erbverzichts: Die Nichterfüllung der Abfindungsvereinbarung berührt die Wirksamkeit des Erbverzichts nicht.

Wesentliche Argumente des Gerichts:

  • Gesetzliche Regelung: Das Gesetz sieht keine Kraftloserklärung von Erbverträgen vor.
  • Öffentlicher Glaube: Erbverträge genießen keinen öffentlichen Glauben, im Gegensatz zu Erbscheinen und Testamentsvollstreckerzeugnissen.
  • Zuständigkeitsabgrenzung: Das Nachlassgericht ist zuständig für Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, nicht für die Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten.
  • Abstrakte Wirkung des Erbverzichts: Der Erbverzicht ist ein von der Abfindungsvereinbarung unabhängiges Rechtsgeschäft.

Keine Kraftloserklärung eines Erbvertrages

Bedeutung des Beschlusses

Dieser Beschluss verdeutlicht die Grenzen der Zuständigkeit des Nachlassgerichts.

Es ist nicht zuständig für die Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten, auch wenn diese im Zusammenhang mit einem Erbfall stehen.

Die Beteiligte hätte ihre Ansprüche vor den Zivilgerichten geltend machen müssen.

Praktische Auswirkungen

Der Beschluss hat praktische Auswirkungen für die Geltendmachung von Ansprüchen im Zusammenhang mit einem Erbvertrag.

Es ist wichtig, die richtige Gerichtsbarkeit und das zuständige Gericht zu wählen.

Zusätzliche Hinweise:

  • Der Beschluss betont, dass die Wirksamkeit eines Erbverzichts nur im Rahmen eines Erbscheinsverfahrens geprüft werden kann.
  • Der Beschluss stellt klar, dass die Nichterfüllung der Abfindungsvereinbarung nicht automatisch zur Unwirksamkeit des Erbverzichts führt.

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

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