Keine Pflichtteilsergänzung wegen Nichtverlangens des Pflichtteils durch Vorerben
BGH Urteil vom 26.09.2001 – IV ZR 198/00
Zusammenfassung des BGH-Urteils vom 26. September 2001 (IV ZR 198/00) zum Pflichtteilsergänzungsanspruch
Die Geschwister stritten um Pflichtteilsansprüche nach ihren Eltern, die sich in einem Erbvertrag gegenseitig zu Vorerben und den Beklagten
zum Nacherben des Erstversterbenden sowie zum Erben des Längstlebenden eingesetzt hatten.
Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1990 erhielten die Kläger ihren Pflichtteil.
Die Mutter übertrug 1991 das elterliche Hausgrundstück im Wege der vorweggenommenen Erbfolge auf den Beklagten und verstarb 1996.
Die Kläger forderten nun von ihrem Bruder als Pflichtteil nach der Mutter jeweils 1/8 des Wertes des Hausgrundstücks.
Der BGH wies die Klage ab. Er stellte fest, dass die Nichtgeltendmachung des Pflichtteils durch die als Vorerbin eingesetzte Ehefrau des Erblassers keine Schenkung an den Nacherben darstellt,
die einen Pflichtteilsergänzungsanspruch nach der Mutter begründen könnte.
Der BGH widersprach der Auffassung des Berufungsgerichts, dass die Nichtgeltendmachung des Pflichtteils durch die Mutter als Erlass einer Verbindlichkeit gegenüber dem Beklagten zu werten sei.
Ein Pflichtteilsanspruch der Mutter wäre nur dann entstanden, wenn sie die ihr angefallene Erbschaft ausgeschlagen hätte, was jedoch nicht geschehen war.
Das BGH stellte klar, dass das Grundstück aufgrund der angeordneten Nacherbfolge nicht in den Nachlass der Mutter gelangte.
Die Pflichtteilsquote der Kläger nach dem Tod des Vaters wurde abstrakt unter Berücksichtigung der Erbquote anderer Berechtigter ermittelt und erhöhte sich nicht dadurch,
dass die Mutter ihren Pflichtteil nicht geltend machte.
Die formale und starre Struktur des Pflichtteilsrechts führt dazu, dass die Kläger nach dem Tod der Mutter nicht den Pflichtteil von dem Betrag erhalten, den die Mutter als ihren Pflichtteil hätte fordern können.
Der BGH erkannte, dass der Schenkungsvertrag aus dem Jahr 1991 einen Anspruch der Kläger aus § 2325 BGB nur dann hätte begründen können,
wenn die Mutter etwas aus ihrem endgültig zustehenden Vermögen geleistet hätte.
Dies war bezüglich des Substanzwertes des Grundstücks nicht der Fall, da die Mutter nur die Nutzungen des Grundstücks bis zu ihrem Tod zustanden.
Die Kläger führten im Revisionsverfahren einen zusätzlichen Vortrag ein, wonach die Mutter dem Beklagten 1995 noch 95.000 DM aus Renteneinkünften geschenkt habe.
Der BGH stellte fest, dass dieser Vortrag in dritter Instanz nicht berücksichtigt werden könne, da er nicht Gegenstand der Verhandlungen in den Vorinstanzen war
und eine Klageerweiterung im Revisionsverfahren unzulässig sei.
Die Nichtgeltendmachung des Pflichtteils durch einen Vorerben führt nicht zu einem Pflichtteilsergänzungsanspruch der Pflichtteilsberechtigten nach dem Tod des Vorerben.
Die Nacherbfolge verhindert, dass das Vermögen des Erstversterbenden in den Nachlass des Vorerben gelangt.
Pflichtteilsergänzungsansprüche nach § 2325 BGB können nur dann begründet werden, wenn der Erblasser eine Schenkung aus seinem endgültig zustehenden Vermögen vorgenommen hat.
Das Revisionsgericht ist sehr streng bezüglich neuem Vortrag in dritter Instanz.
Das Urteil des BGH verdeutlicht die strenge Auslegung des Pflichtteilsrechts und die Bedeutung der Nacherbfolge bei der Ermittlung von Pflichtteilsansprüchen.
Es zeigt, dass Pflichtteilsberechtigte nicht automatisch einen Anspruch auf den Pflichtteil des Vorerben haben, wenn dieser seinen eigenen Pflichtteil nicht geltend macht.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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