Kenntnis vom Grund der Berufung als Erbe als Auslöser der Ausschlagungsfrist

Juni 5, 2025

Kenntnis vom Grund der Berufung als Erbe als Auslöser der Ausschlagungsfrist

Nachlass? Schulden? Oder doch ein Erbe?


Manchmal ereilt uns eine Nachricht, die unser Leben auf den Kopf stellt: Ein geliebter Mensch ist verstorben, und plötzlich stehen Sie als Erbe da. Doch was bedeutet das genau? Erbschaft ist nicht immer ein Segen – manchmal warten auch unbekannte Schulden. Genau hier kommt das Erbrecht ins Spiel und schützt Sie mit einer wichtigen Frist: der Ausschlagungsfrist.

Ich bin RA und Notar Krau und möchte Ihnen in diesem Blogbeitrag erklären, wie diese Frist funktioniert und wann sie zu laufen beginnt, damit Sie als Laie gut informierte Entscheidungen treffen können.

Was ist die Ausschlagungsfrist und warum ist sie so wichtig?

Stellen Sie sich vor, Sie erfahren vom Tod einer Person und könnten Erbe werden. Das Gesetz gibt Ihnen dann eine begrenzte Zeit, in der Sie entscheiden müssen: Möchten Sie das Erbe annehmen oder ausschlagen? Wenn Sie das Erbe ausschlagen, sind Sie rechtlich so gestellt, als wären Sie nie Erbe gewesen. Das ist besonders wichtig, wenn der Nachlass überschuldet ist.

Die Frist für diese Entscheidung beträgt in der Regel sechs Wochen. Wenn Sie diese Frist verpassen, gilt das Erbe automatisch als angenommen – mit allen Konsequenzen, auch den Schulden!

Wann beginnt die Frist zu ticken? Der „Startschuss“ für Ihre Entscheidung

Der Startschuss für diese wichtige Frist ist der Moment, in dem Sie sicher wissen, dass Sie Erbe geworden sind und warum Sie Erbe sind (also aufgrund welcher Grundlage, z. B. Testament oder gesetzliche Erbfolge).

Lassen Sie uns das genauer betrachten:


Mehrere Gründe, Erbe zu sein?

Es kann vorkommen, dass Sie aus verschiedenen Gründen als Erbe infrage kommen, die erst nacheinander bekannt werden. In diesem Fall beginnt die Frist für jeden Grund separat zu laufen, sobald Sie davon erfahren. Wenn Sie das Erbe einmal ausschlagen, gilt diese Ausschlagung in der Regel für alle weiteren möglichen Erbschaftsgründe.


Ist die genaue Höhe des Erbes entscheidend?

Viele Erben machen sich Sorgen, dass sie die Frist verpassen, weil sie noch nicht genau wissen, wie viel sie erben oder wie der Nachlass zusammengesetzt ist. Die gute Nachricht: Für den Beginn der Ausschlagungsfrist ist es nicht entscheidend, ob Sie die genaue Höhe Ihres Erbteils, die Anzahl der Miterben oder den genauen Wert des Nachlasses kennen.

Das bedeutet: Selbst wenn Sie denken, es gäbe gar kein Vermögen im Nachlass, und deshalb nichts unternehmen, läuft die Frist trotzdem! Es sei denn, Sie waren fest davon überzeugt, dass die Erbschaft automatisch gar nicht auf Sie übergeht, weil der Nachlass überschuldet ist. In solchen Fällen kann ein Irrtum unter Umständen später eine Anfechtung der Fristversäumnis ermöglichen.


Was, wenn das Testament Beschränkungen enthält?

Manchmal gibt es in einem Testament bestimmte Bedingungen oder Auflagen. Wenn Sie von diesen Beschränkungen nichts wissen, hindert das den Beginn der Ausschlagungsfrist normalerweise nicht. Allerdings kann auch hier ein Irrtum eine spätere Anfechtung ermöglichen.

Kenntnis vom Grund der Berufung als Erbe als Auslöser der Ausschlagungsfrist

Eine wichtige Ausnahme gibt es aber beim Pflichtteilsanspruch: Wenn Sie eigentlich einen Pflichtteil beanspruchen könnten, aber durch Beschränkungen im Testament benachteiligt werden, beginnt Ihre Ausschlagungsfrist für den Pflichtteil erst dann zu laufen, wenn Sie von diesen Beschränkungen erfahren haben.


Habe ich die Frist überhaupt gekannt? Oder gewusst, dass ich ausschlagen kann?

Es ist nicht notwendig, dass Sie wussten, dass eine solche Ausschlagungsfrist existiert, oder dass Sie überhaupt die Möglichkeit haben, ein Erbe auszuschlagen. Auch die Unkenntnis darüber, wann genau die Frist beginnt, verzögert den Friststart nicht. Wenn Sie die Annahme des Erbes wegen eines solchen Irrtums später anfechten möchten, ist das unter Umständen möglich.


Wann habe ich „sichere Kenntnis“?

Der Begriff „Kenntnis“ ist entscheidend. Sie müssen eine sichere Kenntnis vom Erbfall und dem Grund Ihrer Erbenstellung haben. Bloße Vermutungen oder Gerüchte reichen nicht aus. Sie müssen so zuverlässig von den Umständen erfahren haben, dass man von Ihnen erwarten kann, über Annahme oder Ausschlagung nachzudenken.

Es ist dabei nicht Ihre Aufgabe, aktiv nach Informationen über Ihre Erbenstellung zu suchen. Die Kenntnis kann aus verschiedenen Quellen stammen:

  • Eigene Wahrnehmungen: Sie waren bei der Testamentseröffnung dabei.
  • Mitteilungen Dritter: Das Nachlassgericht, das Finanzamt, andere Miterben, oder sogar Todesanzeigen können Sie informieren.

Wichtig ist, dass Sie die Information auch tatsächlich zur Kenntnis nehmen. Wenn Sie zum Beispiel im Urlaub waren, als ein Brief vom Nachlassgericht kam, und diesen erst später gelesen haben, beginnt die Frist erst mit dem tatsächlichen Lesen. Wer nicht in der Lage ist, die Informationen richtig zu beurteilen (z. B. wegen Geschäftsunfähigkeit), kann selbst keine Kenntnis erlangen; hier muss der gesetzliche Vertreter handeln.


Irrtum über die Rechtslage: Ein Schutzschild?

Die Kenntnis Ihrer Erbenstellung besteht nicht nur aus reinen Fakten (z. B. der Tod des Erblassers), sondern auch aus der richtigen rechtlichen Bewertung dieser Fakten (z. B. ist das Testament gültig?). Wenn Sie sich in der rechtlichen Beurteilung irren, wird dieser Rechtsirrtum einem reinen Tatsachenirrtum gleichgestellt.

Das bedeutet: Wenn Sie einer nachvollziehbaren Rechtsauffassung gefolgt sind, die sich im Nachhinein als falsch herausstellt, kann dieser Irrtum beachtlich sein. Wenn Sie sich rechtlich beraten lassen haben, dürfen Sie grundsätzlich auf die Richtigkeit des Rates vertrauen. Sie sind aber nicht verpflichtet, sich rechtlich beraten zu lassen.


Testament oder gesetzliche Erbfolge?

Wenn Sie Erbe aufgrund eines Testaments werden (gewillkürte Erbfolge):

Sie müssen die konkrete Anordnung kennen, die Sie zum Erben macht. Zweifel an der Wirksamkeit des Testaments oder die Annahme, ein früheres Testament sei aufgehoben worden, können dazu führen, dass die Frist noch nicht beginnt. Manchmal muss sogar erst ein Gericht klären, ob ein Testament gültig ist oder wie es zu verstehen ist, bevor die Frist startet.

Wenn Sie Erbe aufgrund der gesetzlichen Erbfolge werden:

Hier müssen Sie nicht nur Ihre genaue Verwandtschaftsbeziehung zum Erblasser kennen, sondern auch, dass es kein Testament oder keinen Erbvertrag gibt. Da es schwer ist, die Abwesenheit eines Testaments „sicher“ zu wissen, reicht es hier oft aus, wenn Sie keine positive Kenntnis von einem Testament haben und es auch keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Erblasser eines errichtet haben könnte. Selbst bei nahen Angehörigen kann die notwendige Kenntnis fehlen, wenn der Kontakt lange abgerissen war.

Kenntnis vom Grund der Berufung als Erbe als Auslöser der Ausschlagungsfrist


Fazit

Die Ausschlagungsfrist ist eine knappe, aber entscheidende Frist im Erbrecht. Es ist wichtig zu wissen, wann sie beginnt, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Denken Sie daran: Die Frist beginnt, sobald Sie sicher wissen, dass Sie Erbe sind und warum Sie Erbe sind. Die genaue Höhe des Nachlasses oder die Details eines Testaments sind für den Fristbeginn meist unerheblich.

Sollten Sie unsicher sein oder sich in einem Irrtum befinden, kann eine rechtliche Beratung entscheidend sein. Zögern Sie nicht, sich frühzeitig an einen Experten zu wenden.

Mit freundlichen Grüßen, RA und Notar Krau

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