Klassische Rechtsprobleme der studentischen Wohngemeinschaft im deutschen Mietrecht
RA und Notar Krau
Studentische Wohngemeinschaften (WGs) sind eine beliebte Wohnform unter Studierenden, die sowohl finanzielle als auch soziale Vorteile bietet. Im deutschen Mietrecht ergeben sich jedoch einige klassische Rechtsprobleme, die sowohl Mieter als auch Vermieter betreffen.
1. Mietvertrag und Haftung: In studentischen WGs stellt sich oft die Frage, ob ein gemeinsamer Mietvertrag für alle Bewohner abgeschlossen wird oder ob jeder Bewohner einen eigenen Vertrag mit dem Vermieter hat. Bei einem gemeinsamen Mietvertrag haften die Bewohner gesamtschuldnerisch, das heißt, jeder Mieter kann für die gesamte Miete in Anspruch genommen werden, wenn einer der Mitbewohner nicht zahlt
Dies kann zu internen Konflikten führen, insbesondere wenn ein Mitbewohner auszieht und kein Ersatz gefunden wird.
2. Untervermietung: Ein weiteres häufiges Problem ist die Untervermietung. Oft möchten Bewohner, die für einen bestimmten Zeitraum abwesend sind, ihre Zimmer untervermieten. Dies erfordert jedoch in der Regel die Zustimmung des Vermieters
Ohne diese Zustimmung kann die Untervermietung zu einer fristlosen Kündigung des Mietverhältnisses führen.
3. Kündigung des Mietverhältnisses: Die Kündigung eines Mietverhältnisses in einer WG kann komplex sein, insbesondere wenn nur ein Mitbewohner ausziehen möchte. Bei einem gemeinsamen Mietvertrag müssen alle Mieter gemeinsam kündigen, was bedeutet, dass der verbleibende Mieter einen neuen Vertrag abschließen muss
Dies kann zu Unsicherheiten und Konflikten führen, insbesondere wenn der Vermieter nicht bereit ist, einen neuen Vertrag abzuschließen.
4. Hausrecht und Hausordnung: In einer WG ist das Hausrecht ein wichtiges Thema. Jeder Mitbewohner hat das Recht, Gäste zu empfangen, solange dies die anderen Bewohner nicht stört. Konflikte können entstehen, wenn ein Mitbewohner das Hausrecht missbraucht, beispielsweise durch das dauerhafte Einquartieren von Gästen
Eine klare Hausordnung kann helfen, solche Konflikte zu vermeiden.
5. Schönheitsreparaturen und Instandhaltung: Die Frage, wer für Schönheitsreparaturen und kleinere Instandhaltungsarbeiten zuständig ist, kann in WGs zu Streit führen. Oft sind solche Pflichten im Mietvertrag geregelt, aber in der Praxis kann es schwierig sein, die Verantwortlichkeiten unter den Mitbewohnern aufzuteilen
6. Rechtsform der WG: Eine studentische WG kann rechtlich als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) angesehen werden, was bedeutet, dass die Mitbewohner als Gesellschafter auftreten. Dies hat rechtliche Konsequenzen, insbesondere in Bezug auf die Haftung und die Vertretung der WG nach außen
7. Mietpreis und Nebenkosten: Die Aufteilung der Miete und der Nebenkosten kann in WGs ebenfalls zu Problemen führen. Oft werden die Kosten gleichmäßig aufgeteilt, aber wenn ein Mitbewohner mehr Platz beansprucht oder spezielle Einrichtungen nutzt, kann dies zu Diskussionen führen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass studentische Wohngemeinschaften im deutschen Mietrecht mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert sind. Diese betreffen insbesondere die Vertragsgestaltung, die Haftung, die Untervermietung, das Hausrecht sowie die Aufteilung von Kosten und Pflichten. Eine klare vertragliche Regelung und eine offene Kommunikation unter den Mitbewohnern können helfen, viele dieser Probleme zu vermeiden.