Missbräuchliche Benachteiligung von Vertragserben

August 30, 2017

Missbräuchliche Benachteiligung von Vertragserben

keine Wahrung eines lebzeitigen Eigeninteresses des Erblassers

BGH  IV ZR 153/04

RA und Notar Krau

Sachverhalt:

Ein Erblasser hatte in einem Erbvertrag mit seiner Ehefrau seine drei Kinder zu gleichen Teilen als Erben eingesetzt.

Später übertrug er jedoch ein Grundstück nur an zwei seiner Kinder, um diese für frühere Zuwendungen an die dritte Tochter auszugleichen.

Die Tochter verlangte daraufhin von ihren Brüdern die Einräumung von Miteigentum an dem Grundstück.

Rechtliche Würdigung:

Missbräuchliche Benachteiligung von Vertragserben

Der Bundesgerichtshof (BGH) musste entscheiden, ob die Übertragung des Grundstücks an nur zwei Kinder

eine missbräuchliche Benachteiligung der dritten Tochter im Sinne von § 2287 BGB darstellte.

Entscheidung:

Der BGH hob das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Koblenz teilweise auf und verwies die Sache an das Berufungsgericht zurück.

Begründung:

  • Missbräuchliche Benachteiligung: Eine missbräuchliche Benachteiligung liegt vor, wenn der Erblasser durch eine Schenkung die berechtigten Erwartungen der Vertragserben beeinträchtigt.

  • Kein lebzeitiges Eigeninteresse: Das OLG hatte angenommen, dass der Erblasser ein lebzeitiges Eigeninteresse an der Schenkung hatte, da er seine Söhne für frühere Zuwendungen an die Tochter ausgleichen wollte. Der BGH entschied jedoch, dass dies kein anerkennenswertes Eigeninteresse darstellt.

  • Gleichbehandlung der Abkömmlinge: Die Absicht des Erblassers, seine Kinder gleich zu behandeln, rechtfertigt nicht die Abweichung vom Erbvertrag.

  • Frühere Zuwendungen: Die Zuwendungen an die Tochter lagen bereits vor Abschluss des Erbvertrags. Die Eltern hatten die Tochter dennoch im Erbvertrag als gleichberechtigte Erbin eingesetzt.

  • Sinneswandel: Die spätere Übertragung des Grundstücks an nur zwei Kinder deutete auf einen Sinneswandel des Erblassers hin, der gerade durch § 2287 BGB verhindert werden soll.

Missbräuchliche Benachteiligung von Vertragserben

  • Prüfung der Voraussetzungen: Das Berufungsgericht muss prüfen, ob die Voraussetzungen des § 2287 BGB vorliegen und ob die Schenkung die Erberwartungen der Tochter beeinträchtigt hat.

Fazit:

Das Urteil verdeutlicht, dass Erblasser an die Regelungen in einem Erbvertrag gebunden sind und nicht ohne Weiteres durch Schenkungen davon abweichen dürfen.

Auch der Wunsch nach Gleichbehandlung der Abkömmlinge rechtfertigt keine Benachteiligung einzelner Vertragserben.

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

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