Nachlassspaltung und Erbrechtsstatute
Der Beschluss des Oberlandesgerichts Nürnberg (OLG) vom 3. Dezember 2015 (1 W 2197/15) befasst sich mit einem komplexen Erbfall, der durch die unterschiedliche Anwendung
deutschen und spanischen Erbrechts auf den Nachlass eines spanischen Staatsangehörigen mit Wohnsitz in Deutschland entstanden ist.
Sachverhalt
Der Erblasser, ein spanischer Staatsangehöriger, lebte zuletzt in Deutschland und war in zweiter Ehe mit einer deutschen Staatsangehörigen verheiratet.
Aus erster Ehe hatte er einen Sohn, den Beschwerdeführer.
In einem Ehe- und Erbvertrag hatte der Erblasser für sein in Deutschland befindliches Immobilienvermögen deutsches Recht gewählt
und einen gegenseitigen Pflichtteilsverzicht mit seiner zweiten Ehefrau vereinbart.
In einem späteren notariellen Testament setzte er seine zweite Ehefrau als Alleinerbin ein, wobei sein Sohn und sein Stiefsohn zu Ersatzerben bestimmt wurden.
Der Nachlass bestand aus Bargeld, Wertpapieren, Bankguthaben, Gebrauchsgegenständen, Mobiliar und einem Hausgrundstück in Deutschland.
Der Sohn des Erblassers machte nach spanischem Recht Pflichtteilsansprüche geltend, da für das bewegliche Vermögen keine Rechtswahl getroffen worden war.
Die Ehefrau des Erblassers war der Ansicht, dass deutsches Recht auch auf das bewegliche Vermögen anwendbar sei.
Entscheidung des OLG
Das OLG hob den Beschluss des Nachlassgerichts auf und wies den Antrag auf Erteilung eines Erbscheins zurück.
Das Gericht stellte fest, dass aufgrund der Rechtswahl des Erblassers für das inländische Immobilienvermögen deutsches Recht zur Anwendung kommt.
Hinsichtlich des übrigen Vermögens, insbesondere des beweglichen Vermögens, fand jedoch spanisches Erbrecht Anwendung, da der Erblasser spanischer Staatsangehöriger war.
Das OLG betonte, dass die unterschiedlichen Erbrechtsstatute zu einer Nachlassspaltung führen, bei der jede Nachlassmasse gesondert nach dem jeweiligen Erbstatut zu beurteilen ist.
Das bedeutet, dass die Pflichtteilsansprüche des Sohnes des Erblassers hinsichtlich des Immobilienvermögens nach deutschem Recht
und hinsichtlich des übrigen Vermögens nach spanischem Recht zu beurteilen sind.
Das Gericht entschied, dass der Erbschein unrichtig sei, da er das Erbrechtsstatut für das bewegliche Vermögen nicht ausweise
und zu Unrecht ein Nießbrauchsrecht zugunsten der Ehefrau des Erblassers ausweisen solle.
Das OLG stellte klar, dass ein Nießbrauch nach spanischem Erbrecht nicht im deutschen Erbschein auszuweisen ist.
Bedeutung der Entscheidung
Die Entscheidung des OLG Nürnberg verdeutlicht die Komplexität von Erbfällen mit Auslandsbezug,
insbesondere wenn unterschiedliche Erbrechtsstatute zur Anwendung kommen.
Das Gericht hat klargestellt, dass in solchen Fällen eine Nachlassspaltung stattfindet und die jeweiligen Erbstatute gesondert zu prüfen sind.
Zudem hat das OLG entschieden, dass ein Nießbrauch nach spanischem Erbrecht nicht im deutschen Erbschein auszuweisen ist.
Die Entscheidung ist ein wichtiger Beitrag zur Klärung von Rechtsfragen im Bereich des internationalen Erbrechts.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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