OLG Frankfurt am Main 21 W 124/20

Juni 13, 2022

OLG Frankfurt am Main 21 W 124/20, Beschluss vom 06.01.2021 – Benachrichtigungen der beteiligten Vermächtnisnehmer – Identität der eingesetzten Testamentsvollstrecker

Zusammenfassung RA und Notar Krau:

Kernaussage:

Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main entschied, dass die Benachrichtigung von Vermächtnisnehmern über den Inhalt eines Testaments auf die sie jeweils betreffenden Vermächtnisse

und die Identität der Testamentsvollstrecker beschränkt werden muss, um das Geheimhaltungsinteresse des Erblassers und anderer Beteiligter zu wahren.

Sachverhalt:

  • Die Erblasserin hinterließ mehrere Testamente mit einer Vielzahl von Vermächtnisnehmern.
  • Die eingesetzten Testamentsvollstrecker beantragten, den Vermächtnisnehmern nur den sie jeweils betreffenden Inhalt mitzuteilen.
  • Der Rechtspfleger des Nachlassgerichts teilte jedoch einigen Vermächtnisnehmern den gesamten Inhalt der Testamente mit.
  • Die Testamentsvollstrecker legten Beschwerde ein.

Entscheidungsgründe:

OLG Frankfurt am Main 21 W 124/20

  • Zulässigkeit der Beschwerde: Die Entscheidung des Rechtspflegers über den Umfang der Benachrichtigung ist eine beschwerdefähige Endentscheidung, da sie die Geheimhaltungsinteressen der Beteiligten beeinträchtigen kann.
  • Beschwerdebefugnis der Testamentsvollstrecker: Testamentsvollstrecker sind beschwerdebefugt, wenn sie einen zu weitgehenden Umfang der Benachrichtigung geltend machen.
  • Umfang der Benachrichtigung: Die Benachrichtigungspflicht ist auf den Inhalt beschränkt, der den jeweiligen Vermächtnisnehmer betrifft.
  • Interessenabwägung: Der Umfang der Benachrichtigung muss zwischen dem Informationsinteresse des Vermächtnisnehmers und dem Geheimhaltungsinteresse des Erblassers und anderer Beteiligter abgewogen werden.
  • Keine Bekanntgabe des gesamten Inhalts: Eine vollständige Offenlegung des Testaments an alle Vermächtnisnehmer ist nicht gerechtfertigt.
  • Ausnahmefälle: Besondere Gründe für eine umfassende Bekanntgabe lagen nicht vor.
  • Akteneinsicht: Auch das Recht auf Akteneinsicht ist grundsätzlich auf den betreffenden Teil des Testaments beschränkt.

Tenor:

  • Der Beschluss des Rechtspflegers wurde aufgehoben.
  • Der Rechtspfleger wurde angewiesen, die Benachrichtigungen auf den individuellen Inhalt der Vermächtnisse und die Identität der Testamentsvollstrecker zu beschränken.
  • Gerichtskosten wurden nicht erhoben.
  • Die Rechtsbeschwerde wurde zugelassen, da die Anfechtbarkeit solcher Ankündigungen zur umfassenden Information umstritten ist.

OLG Frankfurt am Main 21 W 124/20

Fazit:

  • Das Gericht betonte die Wichtigkeit des Geheimhaltungsinteresses des Erblassers und anderer Beteiligter.
  • Vermächtnisnehmer haben nur ein Recht auf Kenntnisnahme der sie betreffenden Vermächtnisse und der Identität der Testamentsvollstrecker.
  • Eine vollständige Offenlegung des Testaments ist nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt.
  • Die Anfechtbarkeit von Entscheidungen über den Umfang der Benachrichtigung ist weiterhin umstritten und bedarf einer Klärung durch das Rechtsbeschwerdegericht.

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

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