Pflichtteilsstrafklauseln und einvernehmliche Pflichtteilsgeltendmachung bei letztwilligen Verfügungen von Ehegatten
Zugleich Anmerkung zu OLG Hamm, Beschluss vom 27.01.2021, 10 W 71/20
Aufsatz von Notarassessor Dr. Maximilian Lotz, Rosenheim, MittBayNot 2022, 316
Der Beschluss des Oberlandesgerichts Hamm vom 27. Januar 2021 (10 W 71/20) bot Anlass, die Auslegung und Folgen von
Pflichtteilsstrafklauseln in gemeinschaftlichen Testamenten von Ehegatten sowie die Anforderungen an die notarielle Beratung in diesem Bereich zu untersuchen.
Das OLG Hamm kam zu dem Ergebnis, dass die Verfügung der Ehegatten über einzelne Nachlassgegenstände als Schlusserbeneinsetzung anzusehen war,
da sie bei Testamentserrichtung davon ausgingen, das gesamte Vermögen zu verteilen.
Die Pflichtteilsstrafklausel wurde als weiteres Indiz für eine Erbeinsetzung gewertet, wobei der Autor des Fachartikels anmerkt, dass eine solche Klausel auch im Rahmen von Vermächtnissen vorkommen kann.
Das Gericht musste klären, wer anstelle der vorverstorbenen Tochter als Ersatzerbe trat. Grundsätzlich wäre dies der Enkelsohn gewesen.
Die Erbunwürdigkeit des Enkelsohns wurde verneint, da die Tötung des Ehemanns nicht gegen die Schlusserblasserin gerichtet war.
Die Anwendbarkeit der Pflichtteilsstrafklausel führte jedoch zum Ausschluss des Enkelsohns als Ersatzerbe.
Diese Klauseln dienen dem Schutz des längerlebenden Ehegatten und der Sicherstellung einer gerechten Teilhabe der Abkömmlinge.
Die Auslegung der Klausel erforderte die Klärung, ob auch der Erbe eines Kindes und eine einvernehmliche Geltendmachung des Pflichtteils erfasst sind.
Das Gericht bejahte beides, um den Willen der Testierenden zu wahren.
Das Problemfeld der einvernehmlichen Pflichtteilgeltendmachung wird sehr umfassend, und differenziert betrachtet.
Der Autor betont die Bedeutung einer umfassenden notariellen Beratung, insbesondere bei der Gestaltung von Pflichtteilsstrafklauseln.
Mögliche Gestaltungen und ihre Auswirkungen auf die Schlusserbfolge sollten klar und eindeutig geregelt werden.
Getrenntlebende Ehegatten sollten gesondert über die Fortgeltung rechtlicher Rahmenbedingungen informiert werden.
Das OLG Hamm kam zu dem Ergebnis, dass das nachträgliche Einzeltestament der Witwe unwirksam ist. Dies wegen der Bindungswirkung aus dem gemeinschaftlichen Testament.
Der Sachverhalt wies die Besonderheit auf, das die Eheleute, zum zeitpunkt des ersten Erbfalls bereits längere Zeit getrennt lebten.
Hierbei wird die Notwendigkeit von Hinweisen für getrennt lebende Ehegatten auf fortbestehende rechtliche Rahmenbedingungen erläutert.
Der Beschluss des OLG Hamm verdeutlicht die Komplexität und Auslegungsbedürftigkeit von Pflichtteilsstrafklauseln in gemeinschaftlichen Testamenten.
Die sorgfältige notarielle Beratung ist entscheidend, um den Willen der Testierenden klar und eindeutig zu dokumentieren und spätere Streitigkeiten zu vermeiden.
Hierbei sollte insbesondere auf die Auswirkungen der Klausel auf die Schlusserbfolge und die Möglichkeit einer einvernehmlichen Geltendmachung des Pflichtteils eingegangen werden.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.