Schiedsklauseln in letztwilligen Verfügungen
Wenn der letzte Wille vor Gericht kommt: Schiedsklauseln im Erbe einfach erklärt
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
wer seinen Nachlass regelt, möchte oft, dass alles reibungslos abläuft. Doch was passiert, wenn sich die Erben nicht einig sind und es zum Streit kommt? Müssen Sie dann immer vor ein staatliches Gericht ziehen? Nicht unbedingt! Manchmal kann eine sogenannte Schiedsklausel in Ihrem Testament oder Erbvertrag eine interessante Alternative sein.
Als Rechtsanwalt und Notar Krau ist es mir wichtig, Ihnen komplexe juristische Themen verständlich näherzubringen. Heute sprechen wir über Schiedsklauseln in Ihrem letzten Willen.
Stellen Sie sich vor, Sie möchten, dass mögliche Streitigkeiten nach Ihrem Tod nicht von einem öffentlichen Gericht, sondern von einer Art „Privatgericht“ geklärt werden. Genau das ermöglicht eine Schiedsklausel. Sie können darin festlegen, dass Konflikte rund um Ihr Erbe von einem oder mehreren Schiedsrichtern entschieden werden. Das Gesetz erlaubt diese Möglichkeit ausdrücklich für erbrechtliche Angelegenheiten.
Der große Vorteil: Oft können Schiedsverfahren schneller und diskreter ablaufen als öffentliche Gerichtsverfahren. Zudem können Sie in gewissem Maße Einfluss darauf nehmen, wer als Schiedsrichter über Ihr Erbe entscheidet.
Sie haben als Erblasser (also die Person, die ihr Erbe regelt) viel Spielraum. Ein Schiedsgericht kann fast alles klären, was Sie selbst in Ihrem Testament oder Erbvertrag regeln könnten. Dazu gehören zum Beispiel:
Kurz gesagt: Was Sie selbst durch Ihr Testament bestimmen können, kann ein Schiedsgericht in Ihrem Auftrag auch auslegen und entscheiden.
Auch wenn Sie in Ihrem Testament festgelegt haben, dass die gesetzliche Erbfolge gelten soll, können Sie zusätzlich eine Schiedsklausel aufnehmen. Wenn Sie möchten, dass Streitigkeiten über die gesetzliche Erbfolge durch ein Schiedsgericht geklärt werden, dann ist das Ihr gutes Recht. Der Wunsch, dass ein Schiedsgericht Ihren letzten Willen durchsetzt, ist ein wichtiger Teil Ihrer Testierfreiheit – also dem Recht, frei über Ihr Erbe zu bestimmen.
So hilfreich Schiedsklauseln auch sein können, es gibt klare Grenzen. Einige Bereiche bleiben ausschließlich staatlichen Gerichten vorbehalten, um sicherzustellen, dass die Rechte aller Beteiligten gewahrt bleiben:
Oft wird die Frage gestellt, ob ein ernannter Testamentsvollstrecker auch gleichzeitig Schiedsrichter sein kann. Grundsätzlich ist das möglich. Allerdings gibt es auch hier eine wichtige Regel: Ein Schiedsrichter darf nicht über eine Sache entscheiden, bei der er selbst direkt betroffen ist oder bei der er schon in seiner Rolle als Testamentsvollstrecker mitgewirkt hat. Die Rolle muss klar getrennt sein.
Neben dem Schiedsgericht gibt es noch den Schiedsgutachter. Dieser hat eine andere Aufgabe: Er entscheidet nicht über rechtliche Streitigkeiten, sondern klärt bestimmte Tatsachen. Haben Sie zum Beispiel in Ihrem Testament eine Auflage gemacht, die an eine Bedingung geknüpft ist (z.B. „wenn mein Neffe sein Studium beendet hat, bekommt er X“), kann ein Schiedsgutachter verbindlich feststellen, ob diese Bedingung erfüllt ist.
Ich hoffe, dieser Einblick hat Ihnen geholfen, die Möglichkeiten und Grenzen von Schiedsklauseln in Ihrem Testament besser zu verstehen. Wenn Sie Fragen dazu haben oder eine Schiedsklausel in Ihrem Testament in Betracht ziehen, stehe ich Ihnen als Rechtsanwalt und Notar Krau gerne beratend zur Seite.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Rechtsanwalt und Notar Krau