Stundung des Pflichtteils
verjährungshemmende,
konkludente Stundungsvereinbarung
OLG Karlsruhe 9 U 149/14
Urteil vom 15. Oktober 2015
Sachverhalt:
Die Klägerin machte Pflichtteilsansprüche nach dem Tod ihrer Großmutter geltend.
Die Beklagte, Alleinerbin der Großmutter, bat die Klägerin im Jahr 2001, den Pflichtteil zunächst nicht einzufordern, da sie sonst ihre Wohnung verkaufen müsste.
Die Klägerin kam dieser Bitte nach.
Im Jahr 2014 forderte die Klägerin dann Auskunft über den Nachlass und ihren Pflichtteil.
Die Beklagte verweigerte dies unter Berufung auf Verjährung.
Kernaussagen des Gerichts:
Entscheidung:
Das OLG Karlsruhe gab der Berufung der Klägerin statt.
Der Pflichtteilsanspruch und der Auskunftsanspruch waren nicht verjährt.
Es lag eine verjährungshemmende Stundungsvereinbarung vor.
Detaillierte Erläuterungen:
Der Klägerin stand als Enkelin der Erblasserin ein Pflichtteil zu.
Um diesen Anspruch zu beziffern, hatte sie einen Anspruch auf Auskunft über den Nachlass.
Die Beklagte berief sich auf Verjährung des Pflichtteilsanspruchs.
Das Gericht stellte fest, dass die Verjährungsfrist grundsätzlich drei Jahre beträgt.
Im vorliegenden Fall wäre der Anspruch daher verjährt gewesen.
Das Gericht sah jedoch eine verjährungshemmende Stundungsvereinbarung als gegeben an. Die Bitte der Beklagten,
den Pflichtteil zunächst nicht geltend zu machen, wurde als Stundungsersuchen gewertet.
Das Verhalten der Klägerin, die dieser Bitte nachkam, wurde als konkludente Annahme des Stundungsersuchens und damit als Abschluss einer Stundungsvereinbarung interpretiert.
Das Gericht legte die Stundungsvereinbarung dahingehend aus, dass sie auch den Auskunftsanspruch umfasste.
Es wurde davon ausgegangen, dass die Parteien bei der Vereinbarung nicht an den Auskunftsanspruch gedacht hatten.
Hätten sie dies getan, hätten sie ihn ebenfalls gestundet, da er nur im Zusammenhang mit dem Zahlungsanspruch sinnvoll ist.
Die Stundung endete entweder mit der Geltendmachung des Anspruchs durch die Klage oder bereits mit dem Schreiben des Beklagtenvertreters, in dem die Verjährungseinrede erhoben wurde.
Fazit:
Das Urteil des OLG Karlsruhe verdeutlicht die Bedeutung von Stundungsvereinbarungen im Erbrecht.
Auch formlose Bitten, den Pflichtteil zunächst nicht geltend zu machen, können als Stundungsersuchen gewertet werden.
Werden diese Bitten erfüllt, kommt eine verjährungshemmende Stundungsvereinbarung zustande.
Diese umfasst im Zweifel auch den Auskunftsanspruch.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.