Testamentsauslegung Erbscheinsverfahren Abgrenzung Erbeinsetzung und Vermächtnis – Bayerisches Oberstes Landesgericht Beschluss vom 14. Dezember 2000 – 1Z BR 95/00
Zusammenfassung RA und Notar Krau
Hintergrund und Verfahrensgang
Der Erblasser, der 1997 verstorben war, hinterließ ein handschriftliches Testament vom 12. Februar 1993.
Der Nachlass umfasste hauptsächlich Immobilien, Bankguthaben und Bargeld.
Der Erblasser hatte keine Kinder und seine nächste Verwandte war seine Schwester (Beteiligte zu 1).
Das Testament wies bestimmten Personen (Beteiligte zu 2 bis 5) verschiedene Vermögensgegenstände zu, wobei jede Zuwendung mit “Ich setze zu meiner Erbin/meinem Erben ein” eingeleitet wurde.
Die Schwester des Erblassers beantragte einen Erbschein, der sie als Alleinerbin auswies.
Das Amtsgericht Hersbruck lehnte ihren Antrag ab und deutete an, einen Erbschein auszustellen, der die Beteiligten zu 1 bis 5 als Miterben ausweist.
Das Landgericht Nürnberg-Fürth hob diesen Beschluss auf und wies die Beteiligte zu 1 als Alleinerbin aus.
Entscheidung des Bayerischen Obersten Landesgerichts
Das Bayerische Oberste Landesgericht bestätigte die Entscheidung des Landgerichts und wies die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2 bis 4 zurück.
Testamentsauslegung (§§ 133, 2084 BGB)
Die Testamentsauslegung ist Aufgabe der Tatsacheninstanzen.
Die Überprüfung durch das Gericht der weiteren Beschwerde erfolgt nur daraufhin, ob die Auslegung nach den Denkgesetzen und der Lebenserfahrung möglich ist und den gesetzlichen Auslegungsregeln entspricht.
Das Landgericht interpretierte das Testament so, dass die im Testament benannten Personen (außer der Schwester des Erblassers) nur Vermächtnisnehmer seien.
Diese Interpretation ist aufgrund der im Testament getroffenen Regelungen und der Tatsache, dass nicht das gesamte Vermögen des Erblassers aufgeteilt wurde, rechtlich möglich und nachvollziehbar.
Unterschied zwischen Erbeinsetzung und Vermächtnis (§ 2087 Abs. 2 BGB)
Die testamentarische Zuwendung bestimmter Gegenstände ist im Zweifel als Vermächtnis und nicht als Erbeinsetzung anzusehen, auch wenn der Bedachte als Erbe bezeichnet wird.
Das Landgericht stellte fest, dass die Zuwendungen nicht den gesamten Nachlass umfassten.
Daher sei nur die Schwester als Erbin und die anderen als Vermächtnisnehmer zu betrachten.
Für die Erbeinsetzung der Schwester spricht insbesondere, dass nur sie mit der Begleichung der Nachlassauslagen und der Bestattung beauftragt wurde, was auf die Übertragung von Rechten und Pflichten hinweist.
Rechtsmittel und Kosten
Die Beschwerde der Beteiligten zu 2 bis 4 war unzulässig, da sie keine neuen relevanten Tatsachen oder Beweismittel vorbrachten, die eine andere Auslegung des Testaments nahelegten.
Die Beteiligten zu 2, 3 und 4 müssen die der Beteiligten zu 1 entstandenen Kosten des weiteren Beschwerdeverfahrens tragen.
Der Geschäftswert des Verfahrens wurde auf DM 834.210,– festgesetzt, basierend auf dem geschätzten Wert des reinen Nachlasses nach Abzug der Nachlassverbindlichkeiten und Vermächtnisse.
Zusammenfassung der wesentlichen Punkte:
Das Testament des Erblassers wurde so ausgelegt, dass die Schwester (Beteiligte zu 1) als Alleinerbin und die übrigen Beteiligten (2 bis 5) als Vermächtnisnehmer betrachtet wurden.
Das Landgericht hatte festgestellt, dass das Testament nur einen Teil des Vermögens des Erblassers verteilte, was gegen eine umfassende Erbeinsetzung der Beteiligten zu 2 bis 5 spricht.
Die Rolle der Schwester bei der Begleichung von Nachlassverbindlichkeiten und der Organisation der Bestattung wurde als entscheidender Hinweis auf ihre Stellung als Alleinerbin gewertet.
Die Entscheidung des Landgerichts, die Schwester als Alleinerbin auszuweisen, wurde vom Bayerischen Obersten Landesgericht bestätigt.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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