Wie funktioniert ein Gläubigeraufgebot im Erbrecht?
RA und Notar Krau
Ein Gläubigeraufgebot im Erbrecht ist ein Verfahren, das es Erben ermöglicht, ihre Haftung für Nachlassverbindlichkeiten zu beschränken. Gemäß § 2061 BGB kann jeder Miterbe die Nachlassgläubiger öffentlich auffordern, ihre Forderungen innerhalb von sechs Monaten bei ihm oder beim Nachlassgericht anzumelden
Diese Aufforderung muss im Bundesanzeiger und in dem für die Bekanntmachungen des Nachlassgerichts bestimmten Blatt veröffentlicht werden
Das Gläubigeraufgebot führt zu einer sogenannten Teilhaftung der Miterben. Das bedeutet, dass nach der Teilung des Nachlasses jeder Miterbe nur für den seinem Erbteil entsprechenden Teil einer Forderung haftet, sofern die Forderung nicht vor Ablauf der Frist angemeldet wurde oder dem Erben zur Zeit der Teilung bekannt war
Das Verfahren des Gläubigeraufgebots ist ein privates Verfahren und keine Nachlasssache im Sinne des § 342 Abs. 1 FamFG
Es handelt sich auch nicht um eine Aufgebotssache im Sinne der §§ 433 ff. FamFG
Die Kosten für die Veröffentlichung der Aufforderung fallen dem Erben zur Last, der die Aufforderung erlässt
Die Frist für die Anmeldung der Forderungen beginnt mit der letzten Veröffentlichung der Aufforderung
Die Anmeldung der Forderungen kann formfrei erfolgen und wirkt gegenüber allen Miterben
Die Teilung des Nachlasses darf erst nach Ablauf der Frist vollzogen werden
Das Gläubigeraufgebot hat zur Folge, dass jeder Miterbe nur noch für den seinem ideellen Erbteil entsprechenden Teil der Schuld aufkommen muss
Das Recht der dinglich gesicherten Gläubiger auf Befriedigung aus den ihnen haftenden Vermögensgegenständen bleibt jedoch unberührt
Der in Anspruch genommene Miterbe hat die ordnungsgemäße öffentliche Aufforderung, den Fristablauf und die Nachlassteilung nach Ablauf der Frist zu beweisen
Der Gläubiger trägt die Beweislast für die rechtzeitige Anmeldung oder die Kenntnis des in Anspruch genommenen Miterben im Zeitpunkt der Teilung
Zusammenfassend bietet das Gläubigeraufgebot den Erben eine Möglichkeit, ihre Haftung für Nachlassverbindlichkeiten zu begrenzen, indem sie die Gläubiger auffordern, ihre Forderungen innerhalb einer bestimmten Frist anzumelden. Dies schützt die Erben vor später auftretenden Forderungen, die ihnen nicht bekannt waren