Wo ist das Geld vom Sparbuch hin?
In einem kürzlich vom Landgericht Köln entschiedenen Fall (Urteil vom 19. November 2024, Az. 21 O 54/24) ging es um die Frage, ob eine Bank verpflichtet ist, einer Kundin Geld
aus einem Sparbuch auszuzahlen, dessen letzter Eintrag Jahrzehnte zurückliegt.
Die Kundin hatte 1984 ein Sparkonto eröffnet und bis 1999 regelmäßig Ein- und Auszahlungen sowie Zinsgutschriften auf dem Sparbuch vermerkt.
Der letzte Eintrag wies ein Guthaben von über 25.000 DM aus.
2023 verlangte die Kundin die Auszahlung dieses Betrags.
Die Bank verweigerte dies jedoch mit der Begründung, das Konto sei bereits 2018 aufgelöst und das Restguthaben von 318,57 Euro auf ein Sammelkonto
und anschließend auf das Girokonto der Kundin übertragen worden.
Die Kundin klagte daraufhin auf Auszahlung des im Sparbuch ausgewiesenen Betrags.
Wo ist das Geld vom Sparbuch hin?
Die Bank argumentierte, dass die Kundin das Geld bereits im Jahr 2000 abgehoben habe, um es in eine andere Geldanlage zu investieren.
Diese Abhebung sei jedoch nicht im Sparbuch vermerkt worden, da die Kundin das Buch nicht vorgelegt habe.
Das Gericht stand vor der schwierigen Aufgabe, den Sachverhalt zu rekonstruieren und zu entscheiden, ob die Bank die Auszahlung zu Recht verweigert hatte.
Grundsätzlich hat ein Sparbuch einen hohen Beweiswert. Eintragungen darin belegen die Höhe des Guthabens und können nur schwer widerlegt werden.
In diesem Fall jedoch gab es einige Besonderheiten, die das Gericht dazu veranlassten, der Bank zu glauben. Zum einen lag der letzte Eintrag im Sparbuch Jahrzehnte zurück.
Zum anderen konnte die Bank anhand interner Unterlagen nachweisen, dass das Konto im Jahr 2000 aufgelöst und das Geld abgebucht worden war.
Zudem räumte die Kundin ein, dass sie sich nicht mehr genau erinnern konnte, ob sie damals Wertpapiergeschäfte getätigt hatte.
Das Gericht entschied daher, dass die Bank den Beweis erbracht hatte, dass das Guthaben bereits ausgezahlt worden war.
Die Klage der Kundin wurde abgewiesen.
Wo ist das Geld vom Sparbuch hin?
Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, Sparbücher regelmäßig zu überprüfen und die Eintragungen mit den eigenen Unterlagen abzugleichen.
Auch wenn ein Sparbuch einen hohen Beweiswert hat, kann dieser durch andere Beweismittel, insbesondere bei einem langen Zeitablauf, erschüttert werden.
Es bleibt abzuwarten, ob das Urteil rechtskräftig wird.
Die Kundin hat bereits Berufung eingelegt.
