Anwaltsvergütung und das Quotenvorrecht in der Rechtsschutzversicherung

Juni 27, 2024

Anwaltsvergütung und das Quotenvorrecht in der Rechtsschutzversicherung

Von RA und Notar Krau


Oft lassen Anwälte ihre Mandanten auf diesen Kosten sitzen, obwohl sie durch das Quotenvorrecht gedeckt werden könnten.

Dieser Beitrag fasst die rechtlichen Grundlagen und die taktische Durchsetzung des Quotenvorrechts zusammen, unterstützt durch praktische Beispiele.

I. Gesetzliche Grundlage


Das Quotenvorrecht in der Rechtsschutzversicherung basiert auf § 86 Abs. 1 S. 2 VVG, der regelt, dass Ersatzansprüche des Versicherungsnehmers gegen Dritte auf den Versicherer übergehen, soweit dieser den Schaden ersetzt hat.

Dieser Übergang darf nicht zum Nachteil des Versicherungsnehmers erfolgen.

Wenn dem Versicherungsnehmer Kosten entstehen, die nicht unter den Versicherungsschutz fallen, können diese nicht auf den Versicherer übergehen und bleiben beim Versicherungsnehmer.

II. Bedeutung für die Praxis


Das Quotenvorrecht spielt eine wichtige Rolle bei:

Vereinbarter Selbstbeteiligung,


Nicht gedeckten Reisekosten des Anwalts,


Parteikosten, die nicht vom Versicherungsschutz erfasst sind.

Anwaltsvergütung und das Quotenvorrecht in der Rechtsschutzversicherung


III. Die verschiedenen Konstellationen


Es gibt verschiedene Situationen, in denen das Quotenvorrecht relevant wird:

Einseitiger Kostenerstattungsanspruch zugunsten des Mandanten.


Kostenquotierung, bei der ein eigener Kostenerstattungsanspruch des Versicherungsnehmers durch Ausgleichung untergeht.


Erstattung oder Ausgleichung von Gerichtskosten.


IV. Erstattungsanspruch zu Gunsten des Mandanten


Wenn dem Mandanten ein Kostenerstattungsanspruch zusteht, können nicht gedeckte Kosten aus der Erstattung entnommen werden.

Ein Nachteil entsteht dem Mandanten nicht, wenn die Gegenseite die vollen Kosten trägt.

Beispiel 1
Ein Versicherungsnehmer beauftragt einen Anwalt für einen auswärtigen Rechtsstreit.

Die Rechtsschutzversicherung übernimmt die Anwaltskosten abzüglich der Reisekosten und einer Selbstbeteiligung.

Da der Gegner alle Kosten erstatten muss, hat der Mandant keinen Nachteil, und das Quotenvorrecht muss nicht angewendet werden.

Anwaltsvergütung und das Quotenvorrecht in der Rechtsschutzversicherung

V. Kostenausgleichung mit ungünstiger Quote


Wenn die Kosten des Rechtsstreits zu einem größeren Anteil dem Mandanten auferlegt werden, ist die Durchsetzung des Quotenvorrechts schwieriger.

Beispiel 2


Ein Münchner Mandant beauftragt einen Anwalt für einen Streit vor dem LG Augsburg.

Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 60% dem Mandanten und zu 40% dem Beklagten auferlegt.

Der Rechtsschutzversicherer übernimmt nicht die Reisekosten und zieht die Selbstbeteiligung ab.

Bei der Kostenausgleichung ergibt sich ein Restbetrag, den der Mandant einbehalten kann, bevor der restliche Erstattungsanspruch auf den Versicherer übergeht.

VI. Kostenerstattung nur hinsichtlich der Gerichtskosten


Auch bei der Rückerstattung von Gerichtskosten kann das Quotenvorrecht relevant sein, jedoch nur für die Partei, die die Gerichtskosten vorgestreckt hat.

Beispiel 3


Wenn die Parteien einen Vergleich schließen und die Kosten gegeneinander aufgehoben werden, werden überzahlte Gerichtskosten zurückerstattet.

Anwaltsvergütung und das Quotenvorrecht in der Rechtsschutzversicherung

Hier ist strittig, ob dieser Rückzahlungsanspruch dem Quotenvorrecht unterliegt. Unterschiedliche Gerichte haben hierzu verschiedene Ansichten.

Fazit


Anwälte müssen das Quotenvorrecht beachten, wenn sie die Abrechnung mit dem Rechtsschutzversicherer für ihre Mandanten übernehmen.

Durch die korrekte Anwendung des Quotenvorrechts können sie dafür sorgen, dass Mandanten ihre Selbstbeteiligung und nicht gedeckte Kosten erstattet bekommen.

Versäumnisse können zu Schadensersatzansprüchen führen.

Es ist ratsam, die nicht gedeckten Kosten als offene Posten zu verbuchen und rechtzeitig Vorschüsse vom Rechtsschutzversicherer anzufordern, um späteren Zahlungsstreitigkeiten vorzubeugen.

Praktische Hinweise


Selbstbeteiligung und nicht gedeckte Kosten sollten im Rahmen der Kostenerstattung vorab realisiert werden.


Bei Kostenaufteilung sollte eine getrennte Kostenfestsetzung angestrebt werden, um das Quotenvorrecht optimal durchzusetzen.


Anwälte sollten sicherstellen, dass rechtzeitig Vorschüsse angefordert werden, um finanzielle Engpässe zu vermeiden und die Abwicklung zu erleichtern.


Der Beitrag zeigt, dass das Quotenvorrecht in der Rechtsschutzversicherung ein wichtiges Instrument ist, das Anwälte im Interesse ihrer Mandanten nutzen sollten.

Eine korrekte Anwendung kann erheblich zur finanziellen Entlastung des Mandanten beitragen und die Zufriedenheit mit der anwaltlichen Dienstleistung erhöhen.

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