Nach dem Tod des Erblassers beantragte seine Ehefrau die Einziehung des gemeinschaftlichen Erbscheins und die Erteilung eines Alleinerbscheins.
Sie stützte ihren Antrag auf ein gemeinschaftliches Testament, das jedoch formunwirksam war, sowie auf einen handschriftlichen Zettel des Erblassers.
Die Tochter des Erblassers widersprach dem Antrag.
Rechtliche Würdigung:
Das Oberlandesgericht (OLG) München musste entscheiden, ob der handschriftliche Zettel des Erblassers als Testament auszulegen ist und die Ehefrau Alleinerbin ist.
Entscheidung:
Das OLG München entschied, dass der Zettel nicht als Testament anzusehen ist und die Ehefrau keinen Anspruch auf einen Alleinerbschein hat.
Die Beschwerde der Tochter wurde zurückgewiesen.
Begründung:
Testierwille: Für die Wirksamkeit eines Testaments ist ein ernstlicher Testierwille des Erblassers erforderlich. Dieser Wille muss sich aus der Erklärung des Erblassers und den Umständen ergeben.
Äußere Form: Die äußere Form des Zettels (kleiner Notizzettel) sprach gegen einen Testierwille.
Inhalt der Erklärung: Der Inhalt des Zettels (Anweisung an die Ehefrau, Unterlagen dem Notar zu übergeben) enthielt keine eindeutige letztwillige Verfügung.
Fehlende Hinweise auf Testierwille: Es gab keine weiteren Anhaltspunkte dafür, dass der Erblasser mit dem Zettel ein Testament errichten wollte.
Kein Erklärungsbewusstsein: Der Erblasser hatte nicht das Bewusstsein, dass der Zettel als Testament ausgelegt werden könnte.
Formunwirksames gemeinschaftliches Testament: Das gemeinschaftliche Testament war formunwirksam und konnte nicht in ein Einzeltestament umgedeutet werden.
Vernichtete Testamente: Die Angaben der Ehefrau über vernichtete Testamente waren nicht ausreichend, um deren Existenz und Inhalt zu beweisen.
Fazit:
Der Beschluss verdeutlicht die strengen Anforderungen an die Auslegung einer handschriftlichen Erklärung als Testament.
Im Zweifel ist ein Testierwille zu verneinen, wenn die äußere Form und der Inhalt der Erklärung nicht eindeutig auf eine letztwillige Verfügung hindeuten.
Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.
Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.
Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.
Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.
Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.
Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.
Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.
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Durch die schlichte Anfrage kommt noch kein kostenpflichtiges Mandat zustande.