Prüfung von Rechtsmittelfristen – BGH XII ZB 533/22

Oktober 22, 2023

Prüfung von Rechtsmittelfristen – BGH XII ZB 533/22, Beschluss vom 17.05.2023 – Eigenverantwortliche anwaltliche Prüfung bei fristgebundener Aktenvorlage

Zusammenfassung RA und Notar Krau

Im Beschluss des BGH vom 17. Mai 2023 geht es um die eigenverantwortliche Prüfung von Rechtsmittelfristen durch Rechtsanwälte, insbesondere bei fristgebundenen Aktenvorlagen.

Der Bundesgerichtshof betont, dass Anwälte die Pflicht haben, die Einhaltung von Fristen eigenständig zu überprüfen,

selbst wenn die Berechnung und Notierung von Fristen von Kanzleiangestellten vorgenommen wird.

Diese Sorgfaltspflicht kann nur dann delegiert werden, wenn der Anwalt durch geeignete organisatorische Maßnahmen sicherstellt, dass Fristen korrekt festgehalten und überprüft werden.

Im zugrunde liegenden Fall wurde der Beklagten durch das Landgericht eine Berufungsfrist gesetzt, die von einer Kanzleiangestellten falsch notiert und anschließend in den Fristenkalender fehlerhaft übertragen wurde.

Der Prozessbevollmächtigte überprüfte die handschriftliche Frist, ging jedoch davon aus, dass sie korrekt in den Fristenkalender eingetragen worden war.

Als die Frist versäumt wurde, beantragte die Beklagte Wiedereinsetzung in den vorigen Stand.

Prüfung von Rechtsmittelfristen – BGH XII ZB 533/22

Das Oberlandesgericht Bamberg wies diesen Antrag zurück und erklärte die Berufung für unzulässig, da die Eintragung der Frist im Kalender nicht ordnungsgemäß in der Handakte vermerkt worden war.

Der BGH bestätigte diese Entscheidung und wies die Rechtsbeschwerde zurück.

Die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand konnte nicht gewährt werden, da die Beklagte nicht nachweisen konnte, dass das Versäumnis der Berufungsbegründungsfrist ohne Verschulden ihres Prozessbevollmächtigten erfolgte.

Der Anwalt hätte gemäß seiner Sorgfaltspflicht bei der Aktenvorlage die Fristen eigenverantwortlich prüfen müssen, insbesondere die Eintragung einer Vorfrist, um etwaige Fehler rechtzeitig zu erkennen.

Die Entscheidung des BGH verdeutlicht, dass die eigenverantwortliche Kontrolle von Fristen durch den Anwalt eine unerlässliche Maßnahme ist.

Das Fehlen einer angemessenen Vorfrist stellt dabei einen wesentlichen Verstoß dar, der eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ausschließt.

Anwälte müssen nicht nur die Hauptfrist, sondern auch eine Vorfrist eintragen, um genügend Zeit für eine Kontrolle und Bearbeitung zu gewährleisten.

Insgesamt unterstreicht der Beschluss, dass es unerlässlich ist, die organisatorischen Maßnahmen in Kanzleien so zu gestalten, dass Fristen korrekt berechnet und dokumentiert werden.

Inhaltsverzeichnis

  1. Zusammenfassung
  2. Zum Entscheidungstext
  3. Tenor
  4. Gründe BGH XII ZB 533/22
  5. I. Sachverhalt
  6. II. Rechtsbeschwerde
  7. a. Zulässigkeit der Rechtsbeschwerde
  8. b. Verletzung von rechtlichem Gehör und effektivem Rechtsschutz
  9. III. Sorgfaltspflichten des Rechtsanwalts in Fristsachen
  10. a. Eigenverantwortliche Prüfung von Rechtsmittelbegründungsfristen
  11. b. Notierung in der Handakte und Vorfrist
  12. c. Verschulden des Prozessbevollmächtigten
  13. d. Unzureichende Darlegung des Wiedereinsetzungsantrags
  14. IV. Ergebnis der Entscheidung

Schlagworte

Warnhinweis:

Die auf dieser Homepage wiedergegebenen Gerichtsentscheidungen bilden einen kleinen Ausschnitt der Rechtsentwicklung über mehrere Jahrzehnte ab. Nicht jedes Urteil muss daher zwangsläufig die aktuelle Rechtslage wiedergeben.

Einige Entscheidungen stellen Mindermeinungen dar oder sind später im Instanzenweg abgeändert oder durch neue obergerichtliche Entscheidungen oder Gesetzesänderungen überholt worden.

Das Recht entwickelt sich ständig weiter. Stetige Aktualität kann daher nicht gewährleistet werden.

Die schlichte Wiedergabe dieser Entscheidungen vermag daher eine fundierte juristische Beratung keinesfalls zu ersetzen.

Für den fehlerhaften juristischen Gebrauch, der hier wiedergegebenen Entscheidungen durch Dritte außerhalb der Kanzlei Krau kann daher keine Haftung übernommen werden.

Verstehen Sie bitte die Texte auf dieser Homepage als gedankliche Anregung zur vertieften Recherche, keinesfalls jedoch als rechtlichen Rat.

Es soll auch nicht der falsche Anschein erweckt werden, als seien die veröffentlichten Urteile von der Kanzlei Krau erzielt worden. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um einen allgemeinen Auszug aus dem deutschen Rechtsleben zur Information der Rechtssuchenden.

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